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gewest, do hab im der bapst die schwere bürdin ufgeladen; dessen war unser magerer Schwab von Kürchperg vertragen, der hets nie vermögt. Wie nutzlich solche bußen seien den nachkommen [1461] und den geschlechtern gewest, die

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hiedurch verarmet und zu endtlichen verderben geraten, das hat ain ieder verstendiger wol zu bedenken. Man waist nit grundtlich, ob die unmilte that dises grafen von Rotenburgs, oder das kürchpergisch parricidium elter sei[1], ist weiter zu erkundigen, ad revidendum. Vor jaren hat ain

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bischof von Menz, genannt Hatto[2], gleicher gestalt ein schewer mit armen leuten verbrennt, darzu auch grave Albrechten von Bamberg ganz verrätterlich und wider trawen und glauben bei dem römischen könig Conradten[3] uf den flaischbank gelifert, darvon ain besondere historia. Das

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wolt weder bapst oder kaiser straffen, zu letst do kam der zorn Gottes über in, das er den meusen understand zu entpfliehen in meusturn in Rein. Aber es half in die flucht auch nit, er ward von den meusen umbracht. Der turn stet noch zu gedechtnus der sach. *

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* [1216] Der parricida von Kürchperg soll graf Conrat der elter gehaisen haben und zu Augspurg mit dem schwert gericht sein worden. Also sagt man, die mörin in seinem wappen soll ain ganzen frawenrock one flügel anhaben und in der ainen hand ain stehhelm, uf dem rechten helm aber

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ain bischofshuet mit zwaien spitzen und zwaien knöpfen zwüschen zwaien pfawenschwenzen, soll beschehen sein umb die jar Cristi 1289. Hernach über etlich und achtzig jar hat grave Egon von Metsch die grafschaft Kürchperg ererbt mit aim heurad ainer erbtochter (dann der zeit zwo[4] linien


  1. elter sei] die stiftung der abtei Deutz fällt schon ins jahr 1002 (s. Ennen, Geschichte der Stadt Cöln I, 724), der kirchbergische mord dagegen nach anmerk. zu s. 348, 14 ins jahr 1339.
  2. Hatto] über ihn und diese sage s. Lilienthal, Fabula, qua Hatto II a muribus corrosus vulgo circumfertur, Jenae 1707, auch in dessen Selecta historica et literaria, Königsberg, 1715; Vollandus, De Hattone II archiepiscopo Moguntino, Lipsiae 1753; Liebrecht, La tour des souris (Der Mäusethurm), in Académie royale de Belgique. Extr. du t. XXI, n08 II et 12 des Bulletins; derselbe in Wolfs Zeitschrift für Mythologie II, 405—412; V. Grohmann, Apollo Smintheus s. 76 ff.; E. Dümmler, Die Sage vom Mäusethurm, in Grenzboten, Jahrg. 1867, s. 343 ff.; derselbe in Zur Volkskunde. Alte und neue Aufsätze (1879) s. 1 ff.
  3. könig Conradten] da könig Conrad I im jahre 918 starb, Conrad II im jahre 1024 könig wurde, erzbischof Hatto sodann von 968—969 regierte, so liegt hier ein irrthum des chronisten oder seiner quelle vor.
  4. zwo] hs. zu.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_350.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)