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kein ander wissen oder erkundigen, dann das er sie baide zu mehrmaln bei ainandern und argwönig im gesprech het gefunden, darauß im dann dise beschwerdt und ain solcher eifer wer ervolgt. »Wolan«, sprach s. Ulrich, »grave, du

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hast größlich unrecht, das du also in der gehe und ohne alle vorgende gewisse erkundigung einichs übels gehandlet und gegen denen unschuldigen so unmültigclichen und wider die rechten mit so grausamen straffen bist fürgefaren, damit du Gott, deinen herren, größlichen hast erzürnt. Und aber

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damit du ußer allem argwon kompst, wie wer im, so das haupt, das do an deines unschuldigen eheweibs hals hangen ist, selbs reden und sein unschuldt anzaigen und bezeugen wurde?« Der graf antwurtet, er begert nit mehr. Hierauf sprach der bischof zu seinen priestern und caplönen, die er

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stettigs mit im pflag über landt zu nemen: »Lieben brüeder, last uns den allmechtigen Gott mit ernst bitten, das er seiner vilfeltigen gnaden und güete nach, zu seinem lob der allmechtigkait und zu uferbawung unsern freunden und mitbrüedern, uns gnedigclichen erhören welle!« Nun waren

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bei oder ob den vierzig mentschen bei diser ernstlichen handlung, die alle erschrocken und mit großem verwundern den ußgang erwarteten, wie gleich alsbaldt beschach; dann es konte der hailig bischof sampt seinen caplönen das gepet also knieendt nit verpringen, das todtenhaupt, an der

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grefin hangendt, das fieng an zu reden, sprechendt: »Unschuldig bin ich alles bezigs an diser frawen«. Uf sollichs sprach s. Ulrich zu etlichen dienern: »Graben den leib des unschuldigen ritters eilends wider auß und bringt ine alher! dann uns der allmechtig erhöret.« Die diener giengen mit

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großer eil zu dem hochgericht, darunder der unschuldig ritter was nach seinem enthaupten vergraben worden. Den grueben sie auß; der war von großem wunder noch gar frisch und unverwesen, brachten den ins schloß. Also ußer bevelch s. Ulrichs da ist das haupt des ritters von der frawen

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hals abgenommen und zu dem leib uf ain langen disch in beisein aller umbstendt zusamen gelegt worden. Gleich, mit großem verwundern des grafen und menigclichs, ist das haupt widerumb an den leib kommen; der hat sich anfahen zu regen und lebendig werden, ist ufgestanden und hat mit

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mentschlicher stimp zum grafen [1334] gesagt: »O graf, wie unschuldigclichen und ohne allen grundt hastu deines ehrlichen gemahels, auch meinethalben ainigen argwon gefasst,

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_358.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)