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ganz schmechlichen mit großer verachtung verwisen und aufgerupft worden, welche dorab ain große beschwerde und ungeduldt empfangen. Seitenmal dann ir herr selig mit tod abgangen, auch sie dhaine kinder, von deren wegen

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sie auf Geroltzegk oder irem widumb, dem schloß Schenkenzell, pliben, gedachte sie nit bei irer geschwien in solchem unwert lenger zu verharren, sonder war des willens, mit irem zugeprachten und widerlegten gut, auch irer morgengab, zu baiden iren brüedern, herrn Wernhern und herrn

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Gottfriden, sich zu verfüegen und den überigen thail ires lebens in der herrschaft Zimbern in witwenstaat zuzubringen. Solch fürnemen eröffnet sie irem schwager, herrn Diepolten, mit begern, das er ir die morgengab sampt dem zugebrachten heiratgut und widerlegung, das sich alles auf siben tausendt

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guldin in gold liefe, zu handen stellen wölte. Herr Diepolt, als er solchs vernam, ward er dessen nit wenig erschrocken; damit er aber das fürkomen, fieng er an, gedacht fürnemen ir haftig zu widerraten, mit vil ursachen und [A139b] umbstenden, anzaigende, das es ir und inen allen [188] ein

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nachrede bringen, so sie also von inen ziehen wurde. Als aber die witfrow nit pleiben, sonder der obgenannten suma gelts halben vernüegt sein und zu iren brüedern ziehen welte, ließe sie herr Diepolt mit sampt irem hausrat und blunder[1], was dann zu irem leib gehörte, von Geroltzegk faren; darneben

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aber ließ er etliche unerkannte raisige auf sie im Kinzgerthaal, alda sie dann iren weg geen Schenkenzell, iren widdum, und von dannen in die herrschaft Zimbern nemen wolt, halten, mit bevelch, das sie ir die wägen plündern und mererthails wider hinder sich auf Geroltzegk füeren solten.

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Under denen het herr Diepolt ain schreiber, der fürt dise raisigen. Derselbig überrennt bemelte frawen in irem wagen und mit übermüetigen, schmehlichen schandtworten plindert er iren, auch die andern ire überige wegen mit gwalt und aim ungestimen wesen, welches er alles wider hinder sich

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seinem herrn auf Geroltzegk schickt. Ab solcher handlung die witfrow ain beschwerdt und bekümernus empfangen und dem schreiber weisgesagt, sie hoffe, solche schmach, die ir unpillich und wider recht bewisen, werde unvergolten nit beleiben, sonder noch desselben tags gerochen werden,

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welches beschehen; dann desselben tags, als der schreiber


  1. blunder] hs. blumder.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_366.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)