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Halberstatt an, dergleichen das tumcapitel daselbs, wie abgonstig sie ime gleich darvor waren gewesen, dergleichen die herzogen von Sachsen und dann zuletst die ganz hoche schuel zu Erdtfurt, da er vor vil jaren het studirt und auch

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doctorirt. Dise alle möchten den gueten doctor kumerlichen erretten und mit aller marter beim leben erhalten. Nach langer underhandlung wardt zuletsten getedingt, das er widerumb in die Carthaus solt und namlich in die Carthus geen Erdfort; da solt er die überig zeit seines lebens

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erlichen underhalten werden, [1411] auch die universitet monatlich durch ire darzu deputaten visitiern und erkundigen, wie er gehalten wurde. Dem ward also nachkommen; aber er lebt in der Carthus nit gar ain jar. Vil vermainten, er het ain welsch süplin gessen, wiewol man das grundlichen nit

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wissen mögen. Wie er nun todt, do kunten die münch iren großen neid und grimmes gemüet nochmals nit verbergen, dann sie wolten ine als ain abtrinigen und ungehorsamen an das geweicht nit begraben, sonder sein leib hinwerfen. Wie das der rector zu Erdtfort erfaren, name

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er seine doctores und mitregenten, auch gemainlich alle glider der hochen schuel zu sich, holeten in bei den Cartheusern, den ließen[1] sie ganz erlichen zu der erden bestatten. In aller rechtvertigung, als ime die münch nit verzeihen wolten und sich vast rimeten, er müeste seiner ungehorsame

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und ußdrettens halb ewigclichen verloren sein, sagt er inen ganz getröstlichen: »Non, impii, non sic, sed misericordiam domini in eternum cantabo«. Ein groß exempel von den neidigen münchen; daher der weis churfürst, herzog Friderrich von Sachsen, da ein handlung wider die bettelörden

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fürgefallen, mehrmals soll gesagt haben, er welte ringer und tröstlicher ein fürsten des römischen reichs erzürnen, dann ain lausigen münch. Und aber sie sein gar ußer solcher achtung kommen, dann sie von wegen irer großen müssbreuch und das sie selbs von irem alten, rechten closterleben

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abgedretten, gar nahe in allen landen in den eusersten abgang gerathen. * * [1231] Es hat herr Wernher freiherr zu Zimbern einsmals seiner diener, ein raisigen knecht, genannt Auberlin, befolchen, des andern tags geen Costanz zu reiten, darbei

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aber nit bevolchen, was er daselbs handlen oder thon solle,


  1. ließen] hs. ließ.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_432.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)