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doher, gleichwol etliche descendenten von dieser herzogin abkommen, die nur zu viel reden und niemands vor irem geschwetz sicher oder unbesudlet ist oder mag pleiben. *

Herr Johans Wörnher hat sein gemahel vier jar gehabt,

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das er kain son von ir bekommen, sonder hat im vier töchtern nach ainandern geboren, namlich Anna, Ferena, Kunigunda und Katharina, derhalben der alt herr, sein herr vatter, ain lange zeit ganz kommerhaftig gewest, besorgendt, sein nam und stam wurde zu grundt geen. Zudem ist im

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auch ain sonder herzlaidt durch das absterben seines gemahels, der grevin von Kirchberg, begegnet, welche im anno domini vierzehenhundert achtundsibenzige mit tod abgangen. Solchs hat sich dermaßen zugetragen. Er, herr Wörnher, ist in iezbemeltem jar gescheften halben zu herzog

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Sigmunden geen Insprugg geritten und lang auspliben. Mitlerweil aber ist sin [A175b] gemahel krankhait halben, die doch nit tödtlich, gen Ober-Baden mit sampt iren edlen jungkfrawen, edlen knaben und anderm gesind gezogen. Als sie aber auf ain zeit im Stadthof[1], darin sie zu herberg

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gelegen, im bad gesessen und durch die naturliche werme des badts wol wider zu kreften kommen, hat sie Sixten von [227][2] Hausen, so der zeit in paige weis von herrn Wörnhern, irem herren, auferzogen worden, berueft und, damit sie die zeit vertribe, mit im den neunten stain gezogen;

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der sich, als dozumal noch ganz jung und kindtlich, leicht durch verlurst zu ungeduldt bewegen ließ, des die jungkfrawen, auch andere, so zusahen, wol lachen möchten. Indes, als angezaigt worden, man hab trauben pracht, hat sie von stund an bevolhen, man soll ir etliche bringen, welches

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beschehen; hat sie onerlesen ainen darauß genommen und darvon gessen. Als sie aber des trubens in der handt nit besonders geachtet, ist ain clains, gelbs würmblin, zugleich denen regenwürmlin, aus dem trauben krochen, der hat sich umb iren clainen finger, den man den goldtfinger nempt,

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an der linken handt geschlagen und angehenkt. Wie sie sollichs gewar worden, hat sie obernennten Sixsten von Hausen gehaißen, ir das würmblin ab dem finger zu thun. Sobald sollichs beschehen, ist ir gleich so whe worden, das


  1. Stadthof] AB Standthof, vgl. Zedlitz, Balneographisches Hand- und Wörterbuch s. 354.
  2. 227] auf s. 226 stehen die wappen von Zimmern und Öttingen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_446.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)