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ganz geschwaift, mit großem kommer haimgangen und soll darzu geschwigen. Selbigs tags het es sich ongefert gefüegt, oder ist villeucht user sonder fürsehung des allmechtigen beschehen, das ain andechtige, gute, alte fraw zu

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disem bildstock kommen, darbei ir gebet, wie sie vormals vil im geprauch gehapt, zu volbringen. Die hat den pfeil im bild gesehen, auch das das bild heftig geschwaist. Darab sie übel verschrocken, den nechsten gen Hechingen gangen und das den amptleuten angezaigt. Die habens one verzug

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dem grafen fürgebracht. Derselbig, wie er erfaren, das dem also seie, dann es allernechst bei der statt, do ist er mit seiner priesterschaft, auch allem seinem gesind und diener, die er domals bei sich gehapt, under denen dann der obgenannt Wilhalm, der theter, auch ainer gewest, hinauß zum

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bildstock gangen. So bald der graf den pfeil ersehen, ist er übel erschrocken, dann er ine gleich gekennt, wem er zugehere, dann ime der Wilhalm under allen seinen diener der libst und anmutigest gewest; darum gesagt: «Wilhalm, das hast du gethon, und der pfeil ist dein.» Hierauf

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Wilhalm uf seine knüe gefallen und umb gnad gebetten, darbei anzaigt, er habs von sein, des grafen, wegen gethon. Aber der graf hat gesagt: «Nain, Wilhalm, ich hab dich das nit gehaisen, du hast ime laider nur gar zuvil gethon»; darmit hat er ime bevolhen, er solle nochmals den pfeil ziehen.

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Wilhalm hat vil versucht, hat ine aber nit gewinnen kinden. Sobald sichs aber der graf understanden, hat ine leichtlichen ziehen kinden, und hiemit ist der Wilhalm uf bevelch des grafen fengclichen angenomen, des ander tags fürgestellt und rechtlichen beclagt worden. Und wiewol von edel und

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unedeln große bitt für ine beschehen, so hat doch zuletst der graf das haupt von ime genommen. Grave Jos Niclas hat an das ort, do der bildstock gestanden, ain capellin lassen bawen und ain ewige mess dahin gestift. Dohin ist hernach zu allen hailigcreuztagen ain große fart gewest,

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das man von verre dahin kommen. Man hat allwegen uf solche zeit ain vesper und ain ampt da gesungen, auch geprediget; aber zu unser zeiten ist es alles abgangen. Der alt graf Jos Niclas hat dise geschicht an ain daffel lassen malen, darzu sich und etlich ander grafen von Zollern auch.

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Dise taffel[1] ist bei unsern zeiten noch in der capellen ge-


  1. taffel] eine abbildung der hinrichtung in steindruck, darunter die, etwas abweichende, erzählung des vergehens nach einer aufzeichnung vom jahre 1731, das ganze auf einer folioseite, liegt dem herausgeber vor; s. auch Barth, Hohenzollernsche Chronik s. 149 ff.; eine bildliche darstellung des verbrechens giebt auch R. G. Stillfried in den Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Hohenzollern. VII. Jahrg. 1873/74, Tafel IX. WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Fußnote Baracks wurde auf dieser Seite vervollständigt
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_451.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)