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so zu Rochlitz iren widdumsitz hett, die füert ain anders wesen. Sie het ain hofmaister, ein glatten, starken edelman, der war der haushan und muest ir ordinarie das kemmet fegen, waverr nit frembde hab verhanden. Uf ain zeit kam

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ain abenturer dahin, der hett ein langs, ungefüegs schermesser. Das ward der herzogin zu ohren getragen. Also, wie man gemainlich sagt, daz der fürwitz ain jungfraw theure[1] mach, beschach do auch. Sie wolt den kerlen sehen und versuchen, was er konte. Derselbig thete sein böst und

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kert ir die nacht so grob ab, das sie vor großen frewden vermaint ain kleins fürzlin[2] zu thuon. Do hoffiert sie gar ins bet. Des morgens früe fürt sie iren Jacob, den hoffmaister, übers bett, zaigt ime, wie sich der frembd Hensle so ritterlich gehalten und wie sie im bett hette angericht.

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Damit griff sie in rogen und strich im ain bißle ins maul, mit vermanung, er sollte auch solche leckersche bössle lernen machen. Der hofmaister schampt sich vorn leuten, het gern balget. So gab niemandts darumb und muest also uf dißmal verguet haben. Es hett der Herman Boß, so einest

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bei marggraf Christoffen von Baden zu hof, für dise herzogin gefüegt, der konte kisslingstain ußer ainer wandt brunzen, also war er under der gurtel gstaffiert. Es ward uf ain zeit graf Gottfridt Wernher von Zimbern von diser herzogin und von irem wesen gesagt, der vermaint ihe,

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waverr es an ime stüende, welt er ir ain stampf hiein ritten, damit doch die müle nimmer leer wurde. Wie die fraw gewesen, also auch das frawenzimmer und ire jungkfrawen; daher sagt man, als marggraf Albrecht von Brandenburg in der schmalkaldischen vechde von ir geen Rochlitz geladen,

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alda er auch gefangen, do haben seine edelleut allerlai kurzweil mit den jungkfrawen triben, under denen eine gewesen, die hat ain edelman für sich uf den schoß gesetzt und mit andern seinen gesellen gespillt. Nit wais ich, wie es gangen, oder was sie für ain warme ader befonden, sie ist dem

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edelman in der schoß über sich gesprungen und gehotzet, sprechend: »Ei, er kützelt mich«. In solche oder dergleichen frawenzimmer ist nit guet, daz ainer seine künder thue, dann schlechte zucht alda zu lernen, und, wie die alten ge-


  1. fürwitz macht ain jungfraw theure] s. Eiselein, Die Sprichwörter und Sinnreden des deutschen Volkes s. 199.
  2. kleins fürzlin] s. Keller, Fasnachtspiele s. 339, 25—28.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_458.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)