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gans gesehen[1], an deren der Rümelin angestoßen und gefallen. Hierinen im begegnet, das er hernach sein lebenlang (dann er noch zwelf jhar hernach gelebt) nie nichs mer hören kinden. Er het ain guete narung als ain burger, aber

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ain vetter, hieß Ulrich Dutlinger, der war ain frölicher junger man, aber pluetarm. So der bei seim alten vetter, dem Rümelin, aße (wie vilmals beschach), sprach er: «Vetter Barthle, mach die zech, ich will dich mit willen bezallen, gleichwol ich waiß, du nimpst nichs von mir».

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Das thete er auch, also ein groß, herzlichs vertrawen haben die alten hoches und niders standts zusamen gehabt. Iezundt ist man nur zuvil witzig und ist doch selbige witz mit aim rohen heberling versigelt. * * [1430] Herr Wernher freiher zu Zimber hielt sich ganz

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altfrenkisch mit seinen claidern[2], wie es dann vor jaren in seiner jugendt der sitt war gewesen, und sonderlich pflag er die langen, spitzigen schuch zu tragen; dieselbigen schnebel ließ er im lang machen. Nun war selbiger zeit ain junger handtwergsmann zu Mösskürch, und wiewol die jung welt

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dozumal solche lange schnebel nit mer an schuchen trueg, nochdann so facht in an, auch dergleichen schuch zu tragen, die er ime auch machen ließ. Die trug er vor dem alten herren, der ain merklichs misfallen darab entpfieng. Darumb ließ er denselben zu ainer hilzin schwelen füeren und

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mit aim bihel die schnebel ab den schuhen hawen. Und ich glaub, solchs hab dem alten Bastian Hecker hernach ursach geben, auch ain so groß misfallen zu haben, da der gemain man mit kostlichkait oder form der herrschaft nachfolgt; dann als die edlen frawen pflagen gele, geferbte

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schleier zu tragen und das die burgerweiber ainsthails nachtheten, do sagt er manichmal, so er ain her oder ainer vom adel, müßen ime sein weib und döchtern nun schwarz geferbte schleier tragen, wie die closterfrawen, das wurden die ander weiber nit leichtlichen nachthun. *

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* [1296] Herr Wernher freiherr zu Zimbern hat uf ain zeit in ainer fasnacht ain comediam oder fasnachtspill zu Mösskirch von dem Markt zu spielen vergont und selbs auch zugesehen. Die comedia aber ist gewesen ain alter man, den hat man erjungt, gleich wie die Medea mit dem alten

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Peleo umbgangen. Als aber die personnen mit dem alten


  1. gesehen] vielleicht gesessen.
  2. claidern] hs. clöster.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_480.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)