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berg zehen jar lang inzuhaben und zu verwarten, auch ime achthundert guldin reinischer zu jerlicher besoldung verschribe.

* [1265] Die zeit herr Johanns Wernher freiherr zu Zimbern die hauptmanschaft der herrschaft Hochenberg

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verwalten und vilmals geen Rotenburg komen, ist ain alter, erlicher burger daselbs, seins handtwerks ein schuchmacher, seßhaft gewesen, genannt der Ergezinger. Der hat nun under andern künden ain sone gehabt, so auch seins handtwerks und, wie bei solchen jungen gesellen der prauch, daz

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sie wandern und in der jugendt was zu sehen und zu lernen begern, derselbig ist auch also wandlen zogen und in seiner ersten außfart geen Ulm kommen. Da ist er bei aim maister oder zwaien schuchmachern gar nahe zwen monat bliben, aber nach außgang solcher zeit hat in gar übel nach dem

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heimat wider verlangt, also das er, unangesehen seins vatterns abfertigung und bevelch, den nechsten Rotenburg wider zu sich genähert; und gleichwol wenig genug in solcher zeit gelernt, allain der bayerischen sprach, die im wol gefallen, het er sich am maisten angenomen und die, sovil er

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behalten künden, von etlichen handtwerksgesellen ufgefasst, das er vermaint, die sprach seins verhoffens wol gelernt haben. Wie er aber Rottenburg die statt ansahe, bedacht er erst, das er wider sein vatter handlen were, das er so baldt wider heimkerte, derhalben gieng er mit seiner

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bayrischen sprach in ain würtshaus, do man in wol kante. Er fragt uf bayrisch den hausknecht: «Main gesell, kents ir nicht ain handtwerksman, der haist der Ergenzinger? er ist halt warlich main vatter; haist mirn herein kommen!» Der hausknecht was der ungewonlichen sprach an dem guggule

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wol lachen, iedoch gieng er zum alten Ergezinger, sagt dem, wie sein sone nach ime schickte und in so kurzer zeit ain andere sprach hett gelernt. Der guet alt Ergezinger, der sonst noch mehr künder, hett ab des narren, seins sons, dorhait und vermessenhait ain große beschwerdt und

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misfallen, name unverzogenlichen ain gueten stecken under den arm, schlueg ain rock über sich und gieng ins würtshaus. Da findt er sein sone ob disch sitzen bei ainer kanten mit wein. Wie der vatter in die stuben geet, bleibt der son still sitzen und spricht uf bayrischen accent: «Seit irs der

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Ergezinger? so seit irs halt main vatter; wie lebts halt unser alte katzen?» Über solche dorheit konte sich der guet alt man lenger nit enthalten, sonder zuckt den stecken underm

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_508.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)