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über ain sollichs wissens weiter gehandlet, kainer barmherzigkait, gnad oder milte entpfengclich solten gewesen sein. *

* [1202] Wiewol herzog Sigmundt von Österreich ein loblicher und frommer fürst gewesen, nochdann hat er meins

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bedunkens seine tag nit vil zeitlichs glück gehapt, auch neben dem, das er kaine leibs erben verlassen, letzstlich sein ende in großem trübsal und verschmahung sehen und gedulden müeßen; darvon hieoben, gleichwol mit kürze, auch gemeldet worden, wie er seins regiments entsetzt, pensioniert

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worden, auch kain diener, dann der im sonderlichen zugeordnet, haben dörfen. Und unangesehen das von niemandts in disem zeit soll leuchtlichen geurthailt werden, geschweigen das von solchen hochen leuten die warhait zu schreiben oder sagen nit wol gepürt oder zum wenigisten nit als sicher,

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iedoch ain[1], der historias beschreiben will, soll sich wol erinnern, da er die warhait und die sachen, sich verloffen, an tag gibt, das er hiemit die gesetz der historien nit übergang. Und ist zu besorgen, das dem frommen fürsten[2], herzog Sigmunden, solcher unfal und undergang nit auser aignem

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selbsverschulden verdient und leiden, sonder hab seins herrn vatterns, herzog Friderrichs, seltzamen, ungetrewen und wunderbarlichen handlungen entgelten müeßen. Das will ich nun alhie mit kurzen andeuten und dem verstendigen leser sein urtheil haimstellen. Es sein bei dieses herzog Friderichs zeiten die

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edlen und alten freiherren von Kaltern und Rotenburg, in der Etsch und am Ihn gesessen, abgestorben; dann herr Conradt freiherr von Kaltern vermehelt sich mit frölen Barbaren grevin von Hailigenberg, war des letzsten graf Albrechts und fraw Ursulen grevin von Schaumburg dochter.

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Bei diser grevin überkam dieser freiherr von Kaltern nit mehr dann ain ainigen son, auch Conradt, und ain dochter, Barbara gehaißen; villeucht het im der allmechtig noch mehr kinder verliehen, aber es warden inen baiden, dem vatter und dem jungen sone, sampt der grevin laider

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vergeben, das sie alle drei domals zu grundt giengen. Damit fielen baide herrschaften Kaltern und Rotenburg an herzog Friderrichen den lantsfürsten. Der vergaß nit, die selbigen sampt [1203] der verlassenschaft und andern güetern einzunemen und dero sich zu underziehen. Es ward disem jungen


  1. ain] hs. aim.
  2. das dem frommen fürsten] sollte heißen: das der fromme fürst, herzog Sigmund.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 526. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_526.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)