Seite:De Zimmerische Chronik 1 528.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vertrawen zu im kommen ward, in spott und schande seins erachtens bringen megte, ließ er eins aubents ain costlichen danz halten, darzu dann nit allain die herzogin, sein gemahl, war ein herzogin von Braunschweig, und ir frawenzimmer,

5

sonder auch ander vil frawen und jungkfrawen vom adel und von der burgerschaft von Insprugk berueft und geladen. Dieweil aber der kaiser und dann herzog Friderrich von person, an der lenge und größe, auch mit den bärten ainandern vast änlich und gleich waren, ließ der herzog den

10

selbigen aubent ain schöne junkfraw, war ains burgers dochter von Insprugk, in dem geschell und tumult durch etlich wenig seiner vertrawten diener von dem danz unversehenlichen verzucken und an ain heimlichs, finsters, darzu bestellt ort fieren. Do wardt sie vom herzogen in aller finstere in ainer

15

geschwinde genotzogt und nach verbrachter that durch die verordneten wider zum danz gefüert; so kam auch der herzog verborgenlich widerumb zum danz. Der nam sich anfangs der sach nichs an, sonder thete dergleichen, als ob er hievon nichs wiste; zudem er mit diser that bedechtlichen

20

verzogen, so lang, das er den kaiser mit etlichen gar wenig dienern auch vom danz het in sein gemach geen wargenomen. Als aber die guet junkfraw ir zugefüegten schmach und gewalt halben sich übel gehub und die that fieng außzebrechen, do gab der herzog menigclichem zu versteen,

25

der kaiser hett solchs gethon, welches dann der warheit nit als ungleich sahe. Also werklich hets der herzog mit seinen vertrawten bedacht, angeschickt und verpracht. Es konts auch herzog Friderrich seiner gemahel, der herzogin, die diser that halben wunder großen misfall trueg, also

30

einbilden, das die den kaiser darum mit allerlai spitzreden zu red stalt. Gleicher gestalt beschach auch dem kaiser von den ungerischen räthen und landtsherren, die dem kaiserlichen hof nachvolgten und übel zufriden waren; dann sie liesen sich den kaiser nit bereden, also das menigclich dem fromen

35

kaiser übelredt und beinahe, wiewol sich der kaiser hoch entschuldigt, ein auflauf erweckt het. Aber der almechtig ließ den kaiser, dem diser schandtlich uflag wehe thet, seiner unschulde geniesen und verliehe ime verstandt und gnad, das er sein ehr weislichen erretten und des uflags und

40

bezigs sich wol entschütten kunt; dann des andern tags, als der kaiser lenger nit bleiben oder sich ufhalten lassen wolt, beschickt er die notzogte junkfraw für sich und in gegen-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 528. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_528.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)