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und ob sie mit willen nit weichen, werde er verursacht, seine diener sie in ainem sessel (das hat der Schwab uf sein gut Österreichisch geredt) hinaus tragen zu lassen etc. Hierauf, unangesehen das sie in wainendt nochmals [A213b]

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zum höchsten gepetten, sie und ire kind des iren nit also gewaltigclich wider alles glaublich versprechen und zusagen zu entsetzen (ich geschweig der jungen herrn und frölin, deren acht unerzogen gegenwurtig, so cläglich und jämerlich gebärten, das sie in pillichen erbarmbt und von seinem

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tirannischen und unerseetigten gemüeth und fürnemen solten abgewendt haben), nam er sie under den arm, fürt sie wider iren willen mit gwalt die stiegen hinab. Nu hett weilund der alt herr Wörnher selig ain dorechten, kindischen armen mentschen, genannt Junghans, von jugendt auf umb Gottes

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willen erzogen; derselbig unbesint dor, als er sahe, das grave Haugo vilbemelte fraw Margrethen, die er nit anderst [269] dann sein muter sein vermainte, mit gwalt aus dem schlos füern wölte, empfieng er darab ain solchen verdruß, das er eilendts ain axt zu sich genommen und in ain winkl,

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do er vermainte, grave Haugo anhin geen wurde, sich verborgen, und so bald grave Haugo für in anhin gangen, ist er herfür gesprungen und gesagt: »Du böswicht, woltest mir mein liebe muoter mit gwalt hinweg fürn, du must sterben!« und hiemit die axt zuckt, des vorhabens, im

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damit das hirn einzuschlahen. Aber fraw Margreth hat dem thoren gewert und domals grave Haugen sein leben, welches er doch umb sie oder ire kinder nihe verdienet, erhalten. Dergestalt ist die erlich grevin aus irem widdem wider all verschreiben und glaublichs zusagen und versprechen deren

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von Werdenberg glogen und trogen und mit gwalt davon trungen worden. Und ist warlichen ain erbärmbclicher, jämerlicher [A214a] anblick gewest, das ain solche edle grevin sampt iren unerzognen kinden, die ainstails mit cläglichem schreien und wainen umb sie liefen, des iren one

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alles verschulden, wider recht also entsetzt haben sollen werden. Es hat weder grave Jerg, noch grave Ulrich, seine brüeder, dahin nit vermögt mögen werden, das sie wider vilbemelte fraw Margrethen sich haben hierinnen wellen bewegen oder gebrauchen lassen. Und wiewol grave Haugo

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die statt Mösskirch zu ainer erbhuldigung getrungen, nochdann hat er den burgern daselbst nit trawen wellen, dann er sich ains auflaufs besorgt, derhalben er fraw Margreth

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_544.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)