Seite:De Zimmerische Chronik 1 563.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den alten ausgangen: »Lieber vetter! Wölt die sachen nit zu schwer aufnemen, es wirt gar bald ain andere gestalt gewinnen; darumb nembt ain guten muot und thuet dannocht das pest! Der leib ist das hauptgut; lasst euch

5

min weib und kinder bevolhen sein! Ich hoff, ich well euch gar bald andere mere wissen lassen oder selbs berichten; und das nur das schlos (Wildenstain vermainende) wol versehen werde! dann ich setz mein herz darauf, als ich euch wol berichten welt, ob ich bei euch were, nit mer, dann

10

thuent das pest! das will ich auch thun« etc. Sollichs alles unverhindert nammen inen die von Werdenberg zu Sigmaringen für, dasselbig auch einzunemen. Dieweil es aber dermaßen bevestiget, das sie solchs mit kaim gwalt zu erobern getrawten, ward ir fürnemen, solchs mit lüsten

15

und prattiken zu überkommen. Nu ward zu Wildenstain ain wächter, genannt Thoman Tüchel; mit demselben pratticierten sie, das er inen auf ain benannten tag die thor im schlos öffnen solte; alsdann welten sie etliche pferdt sampt etlichen zu [284] fueß verordnen, die auf ernempte tag und

20

zeit hinder ain bühel, allernechst beim [A227a] schlos gelegen, genannt der Aichbühel, do man dann zu denen brucken und thoren wol gesehen mögte, sich verschlagen und, sobald die thor geöffnet, die gleich ablaufen und damit das schloß einnemen solten, mit dem verhaißen, soverr

25

dise prattik ain fürgang, welten sie im sechzig guldin paar und sein lebenlang eerliche underhaltung geben. Als der benennt tag kam, schickten die von Werdenberg etlich zu ross und zu fuoß an bemelt ort; die verschluogen sich daselbst hinder den Aichbühel und, als sie unlangs alda

30

gehalten, wurden die thor auf die bestimpt zeit durch den verretter geöffnet. So bald solchs die Werdenbergischen ersahen, ruckten sie eilendts, ainstails under augen, ainstails beiseits bei Affenstets thurn, also genannt, herfür, und wer inen domals die prattik wol geraten, wo sollichs durch

35

sonder güete des allmechtigen nit gnedigclichen wer verhüet und abgewendet worden. Es het aber vilbemelter herr Johanns Wörnher diser zeit zu Wildenstain etlich alt diener, als ain vom Stain, genannt der Vetter, Hannsen von Braunen, Fewerlin, Mautin, Bawirschilling und andere mere, denen

40

er insonderhait vertrawt. Die wurden der prattik on geschicht gewar; also ee die Werdenbergischen auf die brugk im vorhof kammen, hetten sie die thor ploßig zugeschlagen,

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 563. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_563.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)