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Ab ir end, das geschicht.«
Das und vil anders mee
Redt der alt user grosem wee.
»Ach herr Gott, laß geschehen,
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Das ich sie gesund mög sehen!
Ich will dir bei meinem leben
Alle jar ain zins geben.
Auch hilf mir, lieber herre
Sant Jacob, der verre!
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Ich gib dir auch ain gabe,
Hilf mir der sorg abe!«
Alsbald er dess verhaisen het,
Das dirnlin ain aug ufthet,
Als ob es wer erkecket
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Und von dem tod erwecket.
Do der alt ersahe das,
An seinem herzen ward im bas,
Sein hand hub er uf gen Gott:
»Ach milter herr, durch dein gebott
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Bistu, wer getrawet dir;
Du hast auch geholfen mir,
Das ich dir immer dank sag,
Als lang ich geleben mag!«
Er[1] thet sich do zum dirnlin.
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»Ach herzallerliebste min,
Ich mag es für ain warhait jehen,
Es ist ain groß zaichen geschehen
Hit zu tag an dir,
Darvon billichen wir
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Gott sollent eren
Und sein lobe meren.«
Nu megt ir heren, was geschach.
Das dirnlin zu dem alten sprach:
»Ich sollt sein gestorben,
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So het mir erworben
Sant Jacob das leben mein.
Noch so leidt ich pein,
Die du mir hest zugefiegt;
Damit dich noch nit benüegt:
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Du treipst mit mir deinen spott.
Es bleib nit ongestraft von Gott,
Es werd dir darumb der lon,
Dann du hast mir unrecht thon
Dess, so du mich hast gezigen.«
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In dem do begund nigen
Der alt zu dem dirnlein:
»Ich pitt, verstand die red mein!
Du sollt warlich wissen,
Ich will sein geflissen,

  1. Er] hs. Es.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_596.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)