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ganzen hovegesind beflissen, das sie die gnad bei denen fürsten erhalten und bei menigclichem ain lob und ain besondern genaigten willen bekommen und dardurch vil dahin bewegt, inen, wie hernach gehört wurdt, zu dienen und zu

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erobrung ires vätterlichen erbs beholfen zu sein. Und fürwar, so ist herr Veit Wörnher ain geschickter, weltleufiger und geschwinder herr worden, der zu schimpf und ernst also in siner jugendt zu gebrauchen gewest, der allen erlittnen unfaal mit großem lob widerbringen het mögen,

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soverr im Gott das leben lenger gegunnet und nit also in blüeender jugent ausgelöscht und umbracht were worden. * [1269] Welcher historias und die warhait beschreiben, derselbig soll nit außlassen, das im gefellig, oder außer affect zu lieb oder laid zu schreiben, sonder vilmehr, wie

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es die gelegenhait gibt, soll er one alles schewen, es treff an gleich publica oder privata negotia, eröffnen. Als herr Johanns Wernher in seiner jugendt sampt graf Jörgen von Bitsch, schenk Jörgen von Lümpurg und ander noch am pfalzgrevischen hof gewesen, begab sich ainsmals, das dise drei

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herren mit dem alten pfalzgraven Philipsen, irem herrn, geen Germershaim komen; die wurden alle drei in ain herberg losiert. Nun het es ain hipsche magt in der herberg. Mit der macht graf Jörg kuntschaft und beschaidt, wann und zu welcher zeit sie nachts zu im ans bett kommen sollt;

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wiewol er das haimlichen practiciert; und damit weder herr Johanns Wernher oder schenk Jörg das wissen sollt, name er sich ainer zugestandnen krankhait an und begert an seine beed vettern, sie wellten ine in seiner chammer rüebig lassen. Das bewilligten sie im baid. Aber nit waiß ich, was herr

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Johanns Wernher markte. Er hette acht uf die sach, und wie graf Geörg in opere operato, schlich er haimlich in die chammer zum bett, greift geschwindt under die decke und ergreift graf Jörgen, der alberait in allem handel, den dolchen. Den reibt er ainmal oder zwai wol umbher und reist

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in uß der schaiden. Graf Jörg ward übel zufriden und wonte, die magt hett es gethon, er müest das bleiben lassen. Aber es geschach zum zwaiten oder dritten mal mit großer ungelegenhait. Do markt erst graf Jörg, das ain anderer im spill, und verdacht gleich herr Johann Wernhern oder

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schenk Jörgen. Derhalben wüscht er eilends uf und eilet in irer chammer. Aber herr Johanns Wernher het vorhin sein beschaid gemacht, das man ine in seiner chammer ein-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 617. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_617.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)