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das guet haben, es gefalle ime gleich, oder nit, es were dann sach, das er sich mit dem gegenthail güetlichen vertragen megte. Vertregt er sich dann, wurt er gegen dem richter penfellig. Exempli gratia: So soll ain burger,

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Vischerhanns, zu Oberndorf gewesen sein, der herrschaft da]1261]selbsten uf den weier zu Waldtmessingen gefaren sein, und haben baidt partheien behalten. Obgehörter maßen ist dem Vischerhannsen der weier mit urtheil zuthailt worden, und hat die herrschaft solchen weier wider haben wellen, hat

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sie sich mit ime seins gefallens müeßen vertragen und ime, Vischerhannsen, etliche fuder weins, mit zwaien raifen gebunden, das ist etlich maß, zu straff geben. Wann aber baid thail lassen, komen sie baiderseits zu schaden umb ain fueder, das ist umb ain maß, zwo, drei oder mehr, nach

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gestalt der sachen. Behelt aber der ain und last der ander, so kompt der, der behalten hat, nit zu schaden, aber der, so gelassen hat. Und was der zeit, weil der freimarkt weret, für straffen gefallen, das wurt durch ain schreiber von persona zu person ufgeschriben, und mueß ieder solchs biß

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zum zwainzigesten tag bar erlegen. Nach solchem werden alsdann mann und weiber zusamen beruefen, die verzechen[1] die gefallnen straffen und seind frölich, gueter ding mit danzen und springen. * * [1206] In etlichen jaren darnach haben die von

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Waldsee sich ganz ungehorsam gegen denen truchseßen von Waldtpurg, irem pfandtherren, erwisen und dermasen, das herr Jörg, truchseß, der alt, die schuldigen zu gepürlicher straf halten wellen. Aber sie machten [1207] ain ufrur, waren uf, so stark sie waren, zogen dem truchseßen für

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das schloß zu Waldsee, forderten das uf, brachen im die stell ab, und dergleichen gaugelwerk und muetwillen triben sie vil. Herr Jörg gieng under ainen laden, ermanet sie, von irer dorheit abzusteen. Do schoß ainer ain pfeil noch im, verfalt aber sein, schoß ins dach, das der pfeil stecken blib.

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Nach langer furia muesten die stolz, unrüebigen pauren abziehen, und het ir kriegen ain ort. Aber herr Jörg wolt die sachen nit lasen gericht sein, bewarb sich bei mertails grafen und herren des lands zu Schwaben, auch bei denen


  1. verzechen] über die trinkgelage nach den gerichtssitzungen vgl. Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer II, 869 ff.; Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben II, 191—195: »Horber Mahlzeiten« und »Die Gerichtsmähler in Horb.«
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_064.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)