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churfürstlichen Gnaden gefellig, underthenigclichen gepeten, der hoffnung, dieweil Ire churfürstliche Gnaden gnedigisten fürgeschriften und pit ime und seinen geschwistergiten bei der künigclichen Majestat bisanhere wol erschossen, dann

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dardurch Ir Majestat alle ungnad fallen und nachgelassen, dergleichen Seiner churfürstlichen Gnaden gnedigiste fürgeschriften und fürpit werden im abermals zu wolfart raichen. Und ist solche missiva zinstags nach Galli nechst in obernenntem fünfzehenhundert und dritten jar ausgangen. Uf

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solch schreiben pfalzgrave Philips herrn Johannsen Wörnhern widerumb geantwurt, das er diser zeit weder grave Ludwigs von Leonstains, oder auch sins marschalken, Philipsen von Cronenbergs, entraten möge, sei aber des willens, in kürze ain aigne potschaft zu der künigclichen Majestat

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zu verordnen; derselben pottschaft welle er die zimberisch handlung zum pesten anzubringen und zu werben auch bevelhen; actum Haidelberg dornderstags nach Ursulae anno fünfzehenhundert und drew[1]. * [1347] Von denen wunderbarlichen hendeln, die diser

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graf [Ludwig von Leonstain] seine tag gehapt, da wer wol ain besonders capitel zu schreiben. Man sagt für war von ime, als er noch unverheirat beim churfürsten, pfalzgraf Philipsen, am hof gewesen, da man in selbiger zeit nur herr Ludwig oder Junker Ludwig nampt, hab ain schöne witfraw,

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ain hoche fraw, ine durch mittelpersonnen in ainer finstern nacht verbutzt und vermumpt zu ir in finster gemach fieren lassen; den hab sie die halben nacht bei ir behalten und ires gefallens genutzt, gleichwol er ir über drei lectionen nit gelesen. [1348] Des morgens früe vor tags hat sie ine in

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aller finstere von ir gelassen. Da ist er durch die person, die ine abends dahin gepracht, widerumb an sein herbrig gefüert und belait worden. Er ist aber dess vol gewesen, das er im abschaiden verborgenlich und das sein guide das nit gemerkt, mit ainer kreiden die hausthür hat bezaichnet;

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darauf in aller früe umbher gangen und sein gemerk gesucht, gleichwol er was geargwonet, darumb auch das haus dester ehe gefunden. Wie er nun gründtlich gewist, wer die fraw, hat er des nachgenden tags sie in der kirchen mit böstem glimpf und fuegen angeredt und gegrüst. Do


  1. drew] über den churfürsten Philipp den aufrichtigen vgl. Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz I, 421—501.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_073.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)