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lassen. Derhalben das frölin ain aignen potten von Allerhe[1] ußer dem Rieß zu ir fraw muetter, die dozumal zu Rotweil saße, geschickt und solchs bei ir zu erlernen sich understanden und darum gebetten. Darab hat die alt fraw von

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Öttingen, ir fraw muetter, ein großen verdruß empfangen und ir mit disen worten wider in geschriften geantwurt, sie künde ir, der dochter, von irem alter nichs sonders schreiben, dann allain, sie seie so alt, das sie den alten kopf noch hab, und damit den brief beschlossen. Ein strenge ist

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vilmals, auch den merthail, gegen den kündern guet, zu zeiten aber mag es auch mangel bringen. * * [1288] Grave Wolf von Öttingen der alt ist ain hüpscher herr gewesen, darum er in etlichen stetten, auch bei etlichen edlen frawen wol zu hof gewesen; hievon seltzame

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historien zu schreiben. Under anderm aber ist zu wissen, das nit weit von ime ain alter ritter gesessen ist gewesen, der hat ain schöne, junge frawen gehapt, und ist aber er ain solcher karger man, das bemelte fraw nit allain den gaistlichen, auch den weltlichen hunger zu zeiten gedulden

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müeßen. Zu der ist graf Wolf oftermals in ains bettlers gestalt beklaidet kommen und etliche tag manichmal bei ir beliben. Darvon ist das liedt gemacht worden, so man den Bettler[2] nempt, und wie das liedt vermag, also ist die historia an ir selbs ergangen. Darumb [1289] ist es nit guet,

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das man die weiber zu gar hart helt; noch vil sorgclicher, das sich ainer in ain solche gefar begipt, wie diser graf Wolf gethon, und darzu in einer so dorlichen sach. Aber die alten haben den Cupidinem mit verpundnen augen, als ob er plindt sei, gemahlet, und haben auch recht daran

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gethon, dann es sich also in der erfarung erzaigt und beweist, wie menigclichen waist. * Nachdem aber die herrschaft Mösskirch widerumb erobert, hat herr Johanns Wernher in kürze darnach sein jünger schwester, fröle Margrethen, zu marggraf Christofs

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von Baden gemahel, frawen Otilien grevin von Katzenelenbogen, gethon, bei welcher fürstin sie etliche zeit gewest. Die ander schwester, fröle Barbara, hat er zu im geen Mösskirch genomen, die hat dem brueder die haushaltung, seitmals er noch nit verheirat, versehen; actum anno 1508.


  1. Allerhe] d. i. Allerheim.
  2. Bettler] s. Uhland, Volkslieder II, 737 ff. und 1030; s. außerdem Liebrecht, Germania XIV, 393.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_111.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)