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nun junker Hainrich vil verthon, derhalben in große schulden kommen, hat er angefangen, dem alten herrn mehr und gröber in die wollen zu greifen, dann er im haimlich vil gelts entwert, dessgleichen etlich hundert gulden

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hauptguets hünderrucks aufgenomen, darumb er den alten herrn unwissendt verschriben und mit seinem sigel, das er im haimlichen abentlehnet, besiglet und verfertiget. Zudem er seins herren und desselben agnaten etliche zimbrische adenliche und ander lehen den inhabern haimlich verkauft

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und geaignet. Er hat auch gelt und schenkinen von den herrschaftsleuten genomen und denselbigen brief irs gefallens aufgericht, und nemlich denen von Seedorf hat er brief geben, das sie hinfüro bei Oberndorfer meß sollen bleiben etc. Dise und dergleichen handlungen hat er vil in der

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herrschaft gepraucht und ain lange zeit vor dem alten herren verhelingt. Nun ist der alt herr Gottfridt, nachdem die herrschaft Mösskirch wider in die zimbrische handt komen, den merthails zu Mösskirch gewest, daselbst hat er sich in undern hof, bei unser Frawen thor gelegen, mit wenig

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gesündts enthalten. Es hat sich aber zutragen, das im jhar nach Christi gepurt 1508 bemelter Hainrich abermals gelt in herr Gottfrids namen haimlichen entlehnet, und hat aber die bezallung lassen ansteen, das die gleubiger herr Gottfriden auf das hoffgericht zu Rotweil citiert haben. Als nun

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solchs herr Gottfriden fürkomen, der dann umb solchs entlehnen nichts gewist und erfarn, wie die sachen seins Hainrichen halben beschaffen, wie in derselbig ain lange zeit inher geeffet und betrogen, ist er dermaßen darüber bewegt und erzürnt, das er gleich krank worden und sich zu pet

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gelegt hat, und seitmals er sich niemands bereden oder uf ain andere pann bringen wellen lassen, ist im in solchem unmut ain zufall, genannt paralisis, begegnet; derhalben wenig tag krank gelegen, in welcher zeit er nit wol reden künden, dann im sollich krankhait die rede mehrthails

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gelegt. Doch hat er sich [382] in seiner krankhait, wie aim christenmentschen gepürt, mit allen sacramenten lassen versehen, und uf sant Gordians, den zehenden tag des Maien, ist er zwischen acht und neun uhren vormittag verschaiden. Der allmechtig welle im und allen christgleubigen ewige

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freud verleihen! In wenig stunden darvor hat er, wie man maint, große anfechtungen gelitten, dann im der angstschwais außgangen; soll er gesagt haben, er besorge, er seie ewig-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_121.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)