Seite:De Zimmerische Chronik 2 178.jpg

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leichnams dag sein neben andern ehrerbietungen die jungfrawen gewon gewesen, dem hochloblichen sacrament vor allen chorschuelern, priestern und menigclichen vorzugeen und zu belaiten, wie dann auch an vil orten solche

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gewonhait noch im prauch ist. Und wiewol hievor mehrmals sich begeben, das neben und mit andern jungfrawen etliche, die gleichwol zimlichen beschrait gewesen, sich eingemischt und eintrungen hetten, noch dann war derselbigen dozumal gueter mainung verschonet worden. Es schikt sich aber in

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obbenempten 1508 jhar, gleich vor herren Johannsen Wernhers hochzeit, das uf den uffart tag nach der nonzeit, als der pfarrer, herr Adrian Dornfogel, mit dem hochwürdigen sacrament umb den esch reiten wolt, do giengen die jungfrawen dem sacrament abermals in großer menig vor, wie

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dann hievor auch gepreuchlich gewesen. Under denen warn zwo, die giengen groß mit künden, wiwol sie das nit gestendig sein wolten, sonder, sovil müglich, das zu verquanten begerten, wie sich dann das hernach wol beschainte, dann ehe ain monat vergieng, hetten sie sich baide gejungt. Die

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ain hieß Elsa Kölbin, die ander Elsa Westerne; die gab das kündt eim müller, hieß Jacob Hürnlinger, das ander künd wardt wunderberlich under der hant[1] verkauft, wiewol niemandts dessen schuldig sein wolt, als dann von alter here ein gemain sprüchwort ist, das nit ain geringe kunst seie,

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dem kündt ein vatter zuzurichten und zu bekommen; also gieng es do auch zu. Gleichwol das kündt in ainer kürze hernach starb. Aber wie dem allem, die künder seien gleich gewesen, wess sie wellen, so haben sich idoch herr Johanns Wernher freiherr von Zimbern mit seinem seelsorger, herr

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Adrian Dornfogel, also hierab geergert, daz sie sich verglichen, hinfüro weder uf den uffart oder auch den herrn fronleichnams dag zu ewigen zeiten die jungfrawen nimmer mehr dem sacrament sollten vorgeen, obgehörte oder andere inconvenientia, auch die bösen reden damit zuvorkommen,

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wie es dann mit solcher ceremonia dannzumal ufgehört und an dessen statt etliche kerzenstangen sein gemacht worden, die von den fürnembsten handtwerkern mit brinnenden kerzen, Gott zu lob und ehren, in der procession werden vorgetragen.


  1. hant] hs. haut.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_178.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)