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wachten erzogen. So baldt er die frölin also bei handen, schlueg er sich mit der that in alle ir güeter, nam die brief, silbergeschier, gelt, klainater, die farende hab und nemlichen alles, so den frölin zustuende, zu seinen handen. Er

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underwande sich auch deren völlischen lehen, so frawenlehen. Geen Bickenbach verordnet er ain edelman, Hannsen Gansen von Neuses, der hernach das schloß und die edel herrschaft dem landtgrafen verriet, und disponirt alle sachen, wie ain tutor und negotiorum gestor. Indess fieng an der

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dreißigest herzu zu rucken. Uf selbigen schickt graf Christof von Werdenberg ain vogt zu seiner schwester und ließ die aller sachen, was zu thon, gleichwol zu spat, underrichten, fürnemlichen aber, das sie ire kinder, baide fröle, zu ir nemen solte, domit megte sie derselbigen güeter dester mit

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bössern fuegen zu und an sich ziehen. Allererst warden der witfrawen die augen ufgeen und bedenken, was sie hierinen übersehen und schenk Eberharten das schwert in die handt geben, derhalben sie der frölin wider begert. Die wolt aber schenk Eberhart nit mehr von handen lassen, und

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ob wol ain anders bedenken darhünder verborgen, so name er doch an die handt, das die witib ohne rath und vorwissen irer nechsten fründt mit aim vom adel sich verheirat het, derhalben er ir die fröle nit lassen wolte, und gab für, das solchs von ime denen frölin zu guetem beschehe. Im

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grundt aber stach schenk [414] Eberharten in die augen der ufgang Philips Echters, auch des anhangs, den er hette im landt Franken, Hessen, Pfalz, Wederow, so im verwandt. Gleichwol hat er die witfrawen domals mit irem widdem, der farenden haab und sovil ir sonst zugestanden, uf dem

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dreißigist abgefertigt. Sie ist aber uf iren widdem, der im schloß Schönberg gewesen, nie kommen; [es ist ir][1] durch anschiften schenk Eberharts sovil widerdrieß, wiewol er das nit wort haben wellen, begegnet, das sie irem widdum nit nachtrachten künden, sonder hinüber geen Mespelpron zu

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irem hauswürt, Philips Echtern, gezogen, alda sie bei dreißig jaren ungefärlich gerüeblichen gelebt. Sie hat bei gedachtem Philipsen Echtern kain kind nie gehapt, hat doch mittler weil vil kommers erlitten und eingenomen von wegen irer brüeder, die sie alle überlept. Der abgang ires geschlechts

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hat sie etliche jhar vor irem ende nit wenig gekrenkt und


  1. es ist ir] fehlt in der hs., ohne zweifel durch versehen des abschreibers.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_204.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)