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clich sehen ließ, ain hacken haben gebraucht und hiemit gleichwol ain schlechte ehr eingelegt. Dieweil nun sollich gesellenstechen zu Augspurg so vernampt und der from kaiser domals als vil als sein valete geben wollt, do war

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menigclich solchem festin zuzesehen und beizewonnen begirig. Nun het aber der herr von Guettenstain ein bulschaft, bei der er sich mit vil schmeichelwerk und uncosten, der zeit er zu Augspurg gewesen, eingeflickt, war nit ußer dem geschlecht deren, so noch zum theil die eseles schuech

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antragen, sonder der robustiern und deren, so auch sonst den listigen und vilgeiebten buller künden betriegen und uf den kloben setzen. Bei der begert sich der guet herr nachts zu erzaigen, in maßen Apuleius sich rüempt[1], zu Larissa in Thessalia gethon haben. Derhalben ließ er durch sein

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kemmerling ein recept, damit er die [441] kunftig nacht frewdig sein konte, in die fürnempst apoteken aldo tragen, mit bevelch, ime ohne verzug solche dosin zuzurichten. Begabe sich aber, das sonst ain gueter burger in der statt so gar constipirt, das seins lebens zu besorgen. Der ließ im

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außer rat seins medici ain laxatif zurüsten. Solch recipe kam selbigs tags auch in obgehörte apotek. Es warden die baid recepta neben andern vom maistergesellen verfertiget, nach allem vorteil. Dieweil aber nach mittemtag das berüempt festin angieng und menigclichem, dem zu zu sehen,

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nachlief, do wolt der apotekergesell lenger in der boutique auch nit bleiben und volgt dem gesehel nach, befalch aber seinem jungen, waverr der oder der hiezwischen keme, wie er sich halten und wem er die arzneien sollte austailn. Der guet jung war unwillig zu warten, het vil lieber dem

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gesellenstechen zugesehen, als er sich auch entschloß; so baldt des von Guettenstains kemmerling und dann des andern pacienten diener kemen und die arzneien geholt hetten, so welt er sich auch darvon machen. Wie er nun ain gute weil mit großem verlangen wartet, so kommen die diener.

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Dieweil aber baide arzneien in latwergan weis zugerüst, verfält der guet jung und gab dem constipirten, kranken burger die confection ad saltandum, das laxatif das ward dem kemmerling. Der trugs heim, überantworts uf den aubent seim herren. Derselbig war aller sachen fro, ver-


  1. Apuleius sich rüempt] s. Metamorphos., ed. Ruhnkenius, Lugd. Batav. 1786, lib. II, p. 131.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_260.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)