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gedechtnus erhalten. Und würt keiner sach bei allen verstendigen höcher getadelt, als seines gehen zorns und grimen gemüets halben, dann er umb schlechter ursachen willen vil landsknecht mit scheffelinen erstochen und mit bengeln

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erworfen hat, darauß sich beschaint, das niemands unschuldig bluet so leuchtlich vergießen; dann, so das beschicht, beleibt es nimmer ongerochen. Ich hab von den alten kriegsleuten mehrmals gehört, wie er mit den bengln zu werfen so gar gewiß sei gewest, darum auch in die knecht

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so übel desshalben entsessen. Er hat auch ieden, so er außer der ordnung gewichen, maisterlich und wie er gewellt, mit dem bengel treffen künden. Ich eracht, er habs also in seiner jugendt im Niderlandt gewonet, darin bei meiner zeit nach ufgehenkten gensen also geworfen wardt;

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war ain sondere kurzweil. Man sagt sonst ain guete historia von im, die im in Hollant widerfaren; dann als er etwas bevelch vom Maximiliano gehapt, wider die fürsten zu handlen, und domals zu Ambsterdam gewest, hat er in fürfallender nott eilends nach dem obristen burgermaister geschickt

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und bevolchen, ohne verzug nach Brüxell zu postiern, daselbst die bezallung uf das kriegsvolk, auch anders richtig machen. Der burgermaister, der sein tag nit vil gewonnt zu postiern, hat uf sein sprach geantwurt, he künde nit perden, aber zu scep und zu waagen sol he nok wel reiden.

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Dieweil dann dem kaiser so hoch an der sach gelegen war, hat graf Felix in der gehe ein »kirchenknopf« geschworen, welches sein maister und höchster schwur gewest, und den gueten burgermaister beim kopf erwischt und die stegen hinab geworfen. Ist fürwar ain groß exempel, das ain

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solcher berüempter und fürnemen obrister auch in seim höchsten zorn und colera nit höcher, dann »kirchenknopf« geschworen hat, so doch unsere kriegsleut eins teils sich iezundt ains solchen kleinen schwurs nit wol behelfen megen, sonder dem allmechtigen Gott, auch seinem ainigen und

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geliebten son, unserm herrn und erleser, sein allmechtigkait, auch sein bitter leiden und sterben also frevenlich und muetwilligclich ufheben und verweisen. Gott geb genad, das ain solchs greusenlichs und straffbars laster abgestellt werde und in ewigkait verbleibe!


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_269.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)