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und überkompst das haus voller bankhart.» Herr Gotfridt war nit unbehendt, sprücht: »Botz mag, vetter! was sorgst für mich? sorg für dich selbst und dein gestift zu Wolfeck, den du mit solcher beschwerdt deines geschlechts und deiner

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underthonnen also ufgericht, das dir weger gegen Got und sonst, du hettest darfür in ainem alten bachoffen gebettet.» Es ward von den herren ein groß gelechter und gefiel inen allen wol, das graf Hanns concludirt. Dem wardt das maul dadurch abgehawen, dess dann grafe Christof von

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Werdenberg insonderhait ain freid het. Aber graf Hanns muest zufriden sein. War gleichwol sonst ain theurer grave, aber ain strenger man über seine underthonnen von wegen seins großen bawens zu Wolfegk, da er ain großen paw verpracht, gleichwol von holz und ganz unwirig. So hat er

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auch den stift alda gebawen, damit er den underthonen großen übertrang gethon. Er ist hernach anno 15[10][1] zu Wolfegk gestorben. Nach seinem todt hat man ine lange zeit zu Wolfegk und in der herrschaft sehen reuten und geen, so tags, so nachts, sonderlichen, so man die weier

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hat gefischet, ist es nachts ganz ungehewr darbei gewest. Er hat den leuten sovil unruw und übertrangs zugefüegt, das ine sein dochterman, herr Jörg truchseß von Walpurg, beschweren und kein costen betauren lassen, damit man nur des gespensts abkom. Men hat [1322] ein große anzall

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messen lassen lesen und vil almusen geben, aber den nonnen und Bagutzlen weit umbher in der refier hat man lhon geben zu betten. Denen ist ain große anzall gebett uferlegt worden, und laut die sag, man hab ain meltrigen sack mit erbsen in die closter und Begeinenheuser ußgetailt, damit

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die zall der gebet nach den erbsen verrichten lassen. * Es sagt der poet Ovidius[2], das die liebe oder ainigkait[3] zwischen gebrüedern ain seltzamer vogel seie. Das hat sich wol bei den zweien gebrüedern vom Hag, graf Lasslin und graf Leonharden, item bei den zwaien gebrüedern von

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Fürstenberg[4], graf Wilhelmen und graf Friderrichen, auch


  1. 15[10] die minderzahl ergänzt nach oben 282, 25.
  2. Ovidius] s. Metamorphos. I, 145.
  3. ainigkait] hs. unainigkait.
  4. zwaien gebrüedern von Fürstenberg] Riezler, Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde von Freiburg II, 279, hält diesen bericht der chronik über die uneinigkeit der zwei brüder, gestützt auf deren correspondenz, für eine übertreibung.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_285.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)