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bei den zwaien geprüedern von Lewenstain, graf Friderichen und graf Ludwigen, beschaint.

* [1351] Gleichergestalt haben auch die edelleut von Clingenberg ainandern verhasset und umb schöne güeter

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ainandern gebracht, biß sie zu letzten umb alles, das sie gehapt, kommen, fürnemlich im Hegow, sodann Meringen an der Tonaw, Lüptingen und anders. * * [1350] Man sagt gemainlich und ist auch war, wann ain gestüd zergeen will, so beist es ime selbs den schwanz

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ab. Also ist in disem geschlecht auch beschehen. Diß sprüchwort mag mit guten ehren auch auf ein burger zu Rotweil, genannt Hanns Köchlin, und sein weib gedeut [1351] werden. Dasselbig weib, genannt Affra Judin, hat über aller weiber sinn und begirden ain solche verkerte art

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an ir gehapt, da sich zu zeiten begeben, wie sich under ehleuten vil zutregt, das sie unainig worden, hat sie den nechsten ires manns mannlich glid begert zu verletzen. Man sagt auch glaublich, das sie zu ainer zeit mit gedachtem irem eheman sich also zertragen, das sie in der nacht im

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bet ufgewüscht, dem man die pfeifen erwüscht und im gar nahe die gar abbissen, das im die scherer, gleichwol nach langem und mit aller marter, darvon haben künden helfen. Aim solchen verkerten weib sollt man die zen haben ußbrochen. Der guet man hat sich ir kaum erweren mügen.

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Es ist ain sollichs geschrai gewest im haus, das etlich der nachpurn zugeloffen; gleichwol es verduschet und der obrigkait nit fürkommen, oder man hats lassen hingeen und verlachet. * Bei unsern äni zeiten hat ain frembder, unbekanter graf

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(dann man seinen, oder auch seins geschlechts nammen in unser landsart nie erfaren künden) seinen leiblichen brueder in ainer gehe und ainem zorn umbgepracht gehapt, das er zu ainem solchen großen rewen und laidt so herzlichen ufgenomen, das er, dieweil er kein son, von landt und leuten

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und allem vätterlichen erb freies willens abgedretten, all sein haab und guet verlassen und mit seinem weib und dreien döchtern ins ellendt gangen. Hat sich under Balingen in ainer ainöde, an der Eihen, nidergelassen. Daselbst ist ain alts keppelin gestanden, genannt zu Sant

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Ulrichen, darzu hat er im ain kleinfüege behausung gebawen und hat daselbs die überig zeit seines lebens, biß in sein todt, ain hartes, strengs, bueßfertigs leben gefüert. So


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_286.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)