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zu unfriden. Er redte den pfaffen und gaistlichen ein und tadelte ire missbreuch. Das wolten sie von ime nit verguet haben, thetten ime auch, was sie konten, zu laidt. Begab sich uf ein zeit, das die drei herrn gebrüeder zusamen kamen

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geen Oberndorf in maister Petters, des pfarrers, haus und ganz frölich waren. Sie hetten den Gabriel auch berüeft, unangesehen das inen bewust, das sie beiderseits ainandern ganz widerwertig. Iedoch von wegen der herren namen der pfaff und dann der Gabriel sich vil freuntschaft und guets

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willens gegen ainandern an. Under dem nachtmal gieng der pfaff mermals in die kuchen und hielt sich, wie ain gueter patter familias. Wann dann der pfarrer hinauß kam und Gabriel von herr Johannsen Wernhern oder herr Gottfridt Wernhern befragt wardt, was er uf dem pfaffen hielte, sprach

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er, Gabriel: »Solt ich den kelchbueben voller lecher stechen, wie ain vischbehalter?« und zertent damit seine arm. Indess gieng der pfaff wider in die stuben, so redt in dann der Gabriel güetlichen an, sprechendt: »Lieber maister Pettre, wir sein wol ains; last euch nichs anfechten! wir wellen

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guete büeblin sein.« Darab hette nun der pfarrer ein großen verdruß, wiewol er nit dergleichen thette, gab auch kein antwurt darauf, sonder, so er seine gescheft in der stuben verricht, gieng er stillschweigendt wider hinauß. Das geschach nun etliche mal, das Gabriel [465] den pfaffen in

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abwesen übel schalte, in gegenwurte aber allerdings lobte und wol zusprach, wiewol der pfaff alle reden vor der thür wol hören und verston megte, auch zuvor den unwillen, so Gabriel zu im truege, wol wisste. Als nun das etliche mal also beschach, richteten die herren ain helfer oder caplon,

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genannt herr Baschion, an, der bei maister Petern, dem pfarrer, im haus wonte und dem Gabriel insonders feindt. Derselbig caplon gienge in aim chorrock und stolen in die stuben, sprechendt: »Maister Gabriel, ir sein uf ewer alter kommen, ir habt, wie ich höre, vil böser stückle uf der

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seelen, ir sollen euch bekeren und ain bösserung ewers lebens an euch nemen und mir iezundt beichten!« Hierauf Gabriel erzürnte, am disch ufstande, den pfaffen erwüschte und wolt in uf den boden werfen. Indess gat der pfarrer wider in die stuben und ersicht die turbam. Dieweil er dann

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vorhin vom Gabrieln erzürnt, kunte er im selbs nit entziehen, er lief herzu, begriff den Gabriel beim hals, truckt den in aim grimmen und neid uf den bank, inmaßen das Gabrieln


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_303.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)