Seite:De Zimmerische Chronik 2 318.jpg

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niemands wissen megte, welche welf, oder wievil deren weren gewest, so die schaf gefressen und allen uncosten sollten ablegen. Nichs destoweniger wolten die maierschaft zu Wülflingen deren schlappen nit mehr gewarten, gaben dem Petter sein

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verdienten lon nach marzall und bestellten ainandern hirten. Es haben in kürze hernach [474] die pauren zu Iringen im Preisgew ein so narrechte urthl geben, als aim müller daselbst ein essel in ain weingarten entloffen und drauben gefressen, darüber vom inhaber des weingarten für gericht

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geladen, red und antwurt gehört worden. Do haben die richter daselbst zu recht erkennt, waverr der essel in weingarten nider gesessen und den schaden gethonn, und das also zurecht genug beweisen werden mag, soll der müller nach erkenntnus für in bössern; waverr aber der essel nit

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nidergesessen, sonder allain passando die trauben versucht, soll es für ain ehrtrinkle geachtet werden. Also ist, das ich main, der cleger noch mit der inquisition bemühet, das er nit gründtlich beibringen mag, ob der essel gesessen oder gelegen, oder wie er die trauben gefressen.

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Also sagt man auch, sei vor jharen ain armer man mit zwaien esslen geen Hildelsheim komen, und dieweil er in ainer garkuchen gessen, do haben die zwen essel sich ledig gemacht und ainer apoteken sich genehert, und als eben ungeschicht selbigs tags der apoteker in zwaien geschieren

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ein claret[1] zugerüst (wie sich dann die septentrionalische lender sölichs gedränks vil gebrauchen) und die werkstat umb essenszeit offen gestanden, haben sie solchen claret ußgesoffen, sein darvon unsinnig worden, gesprungen und seltzam affenspill getriben. Als nun iederman zugeloffen,

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hat der apoteker seins schadens gewaret und den gueten, armen man, der von dieser ungewonlichen zech nichs gewist, vor der obrigkait beclagt. Also hat sie der burgermaister zu baiden thailn verhört, und do er vernomen, das die essel zum trunk gestanden, hat er gesprochen, man solls

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nun für ain ertrunk halten. In somma, das ich diß capitel beschließ, kein schedlicher ding ist, als da ain herrschaft einen solchen lust mit narren hat; dann was wolt im regiment mit dergleichen leute ußgericht werden? Gleichwol die armen leut auch umb Gottes willen, wie billich, erzogen

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sollen werden. Bei unsern zeiten hat graf Hoyer von Mans-


  1. claret] kleine Schriften v. W. Wackernagel I 104 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_318.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)