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als er baide rossohren ersach, thette er dergleichen, als ob in verwunderte, waher die ohren kemmen. Ersicht herr Wolf Dieterrich die oren, und sprücht graf Jörg: »Ich main, herr Wolf Dieterrich, es seien die ohren, die ewer ross heut

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vor Günzburg verzett hat.« Indess facht menigclich an zu lachen und herr Wolfen zu spotten. So nimpt herr Wolf Dieterich die ohren und würft die hünder die thür, und ward die abentmal mit frewden und mertails aber mit denen ohren zugebracht. Des andern tags schieden sie von Ulm;

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kamen underwegen zu herr Schweikharten freiherren von Gundelfingen. Der hielt sie so lang uf, das sie erst am driten tag geen Mösskirch kamen. Und dieweil aber herr Gottfridt Wernher domals nit anhaimisch, kerten sie ein bei herr Johannsen Wernhern im undern hof. Bei dem waren

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sie übernacht, bliben bei im des andern tags biß spat nach mittemtag, dann sie noch dieselbig nacht geen Hochen-Emmingen wolten, gehörte graf Jörgen von Lupfen zu. Herr Johanns Wernher laistet inen alle guete gesellschaft und kam dahin, das sie maisleten, becher und anders zum

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fenster hinauß warfen, wie ich wol gesehen vor jharen, das es zu Straßburg bei graf Wilhelmen von Fürstenberg mehrmals auch also zugienge. Und wiewol sie alle frölich, insonderhait aber herr Wolf Dieterich von Pfiert, der dann in ain weinkappen gar wol angethon, derhalben auch alle

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von herr Johannsen Wernhern, auch seinem gemahl vilmals gebeten und geladen wurden, nun dieselbig nacht noch zu bleiben, so mocht es doch bei inen nit erhalten werden, sie ritten darvon. Nun war eben selbigs tags Ortolphs von Hewdorfs hausfraw, war aine von Hoheneck, geen Mösskirch

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kommen und het bei herr Gottfridt Wernhers gemahl, der grefin von Hennenberg, zu imbiß gessen. Die wolt uf den abent wider heim und, nachdem es winterszeiten und ganz kalt, het sie ain diner mit aim holzschliten beschaiden, der sollt sie wider heim geen Walsperg füeren. Wie nun die

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gueten herren für die Tannen und das Enriedt, also genennt, hinauß kamen, konte sich herr Wolf Dieterich uf seim pferdt nit mehr erhalten, wolt inen nur herabfallen. Sie satzten ain knecht hünder in, der sollt in heben. Demnach aber herr Wolf Dieterich ain großer, starker mentsch,

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mocht in der diener nit erhalten. So wollten sie mit dem vollen mann nit wider hünder sich geen Mösskirch, und gerowe es sie übel, das sie nit bei herr Johannsen Wernhern


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_369.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)