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Trueg sich ains tags zu, das herr Johanns Wernher an ainem morgen früe ufstande, herab in die gesündtstuben gieng. In dess kompt der Reuterhanns auch, und wie er niemands in der stuben sicht, dann es war noch etwas dunkel, springt

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er in der stuben herum und sprücht:

»Das ist meins herren, herr Johanns Wernhers gesündt,
Das ist langsam und nit geschwindt,
Schlafft lang und frist vil,
Auch thuet iegclichs, was es will;
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Also erkennt man den schuch beim leder
Und den vogel bei der feder
Und den regen beim windt,
Sodann den herren beim hofgesündt.«

Herr Johanns Wernher war gleichwol übel zufriden,

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iedoch ließ ers ain guete sach sein, undersagt ime sein freche weis, die in dann auch letzstlich gar vom dienst brachte. Er ist hernach mit seim weib in das Schweizerlandt gezogen, geen Guttingen. Da ist er bliben vil jhar und von wegen seiner untrew und übelhaushalten hat er

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sich hinnach wenig gnad oder guets zu der herrschaft versehen dörfen.


Wie herr Gotfridt Wernher freiherr von Zimbern ein zeitlang von seinem alten vettern, auch zue Zürich und bei graff Erhardten von Thengen erzogen worden und
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nachgends geen Burkhausen gen hoff kommen.

Herr Johanns Wernher freiherr von Zimbern der elter hat von seiner gemahl, der grefin von Ötingen, noch zwen söne gehapt, namlichen herrn Gottfridten Wernhern und herr Wilhalmen Wernhern. Von denen ist biß anhere wenig

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meldung beschehen, derhalben die notturft erfordert, von inen, wo sie in ir jugendt uferzogen und was sie nachgends, als sie erwachsen, gehandelt, auch etwas zu schreiben. Hierauf zu wissen, das herr Gotfridt Wernher ain zeitlang zu Seedorf bei dem alten herr Gottfridten, seinem vettern,

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erzogen worden, daselbst ist er bei aim jhar ungefärlich gewesen. Mitlerzeit, weil niemandts uf den jungen herrn achtung geben, sonder seines gefallens laufen und machen lassen, hat er sich aller buberei, wie dann die jugendt, das sie nit gemaistert, thuet, beflissen, auch under andern schalkhaiten

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mehrmals nackendt abgezogen, [502] im kat umbher gewälzet und sich bestrichen, das er unbekanntlich. Alsdann


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_373.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)