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fienger sachen und geduldeten, das sie, die Lengin, zu zeiten uf begern des herzogen zu im in die herbirg rit, auch nach seinem gefallen etlich tag bei im bliben, do hetten sie in zum bösten; wann der kaiser gelts bedörft, so het es

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kain mangel, und, wie ich bericht und von namhaften leuten gehört, so hat er dem kaiser ain groß gelt fürgestreckt gehapt, ist aber hernach im payrischen krieg alles wider wet gemacht worden. Sie, die Lengin, hat durch ine, den herzogen, was sie begert, erhalten, insonderhait das ir brueder

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Matheus[1], so dozumal beim kaiser in der canzlei, durch den kaiser zum bisthumb Gurk und hernach zum erzbisthumb Salzburg[2] ist gefürdert worden. Das war ain getrewe schwester; so würt auch die ursach in diser letzsten bösen und verkerten zeit bei dem gemainen man nit sonders geachtet[3].

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Man vermaint, des herzogen wesen, wie oblaut, sei ein ursach gewesen seines tods, dann er sonst den jharen nach so alt nit gewesen. Man sagt ain hofbossen von ime, der sich bei zwaien jaren vor seinem absterben begeben soll haben. Er hett ain alten kemerling, nit vom adel, der het

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im vil jhar getrewlichen und wol gedient. Der [505] kunt sich lenger nit allain erneren, sonder, wie zu zeiten die alten narren thuon, hett er sich heimlich mit ainer gueten dirnen, die er gleich from sein vermainte, verrett und ir die ehe verhaißen; iedoch entschloß er sich, vor allen dingen seins

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herren, des herzogen, rath hierinen zu haben. Den bericht er aber nit, was er ir zugesagt, sonder allain begert er ain rath, was im thuonlich und guet wer. Der herzog, dem diese curtisina vorlengest nach der lenge und braite wol bekannt, fieng im an den heirat widerrathen, mit bericht,

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wer sie sei, wie sie sich vorlengest, gleichwol heimlich und uß stillest, gehalten hab, mit angehenktem beschluß, das er, der herzog, selbs vor jaren der enden doheim sei gewesen. Wie sie nun in der bösten berathschlagung, kan sich der guet gesell nit lenger enthalten, es gieng im so

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ganz nahe zum herzen, sprücht er zum herzogen: »Ach, gnediger herr, hat es die mainung, so welt ich gern todt sein, dann ich hab sie schon laider genomen.« Als das der herzog vernimpt, darbei an seiner geberden sicht (dann er anfieng zu wainen), das es der bitter ernst, gerawe in


  1. Matheus] Lang, der bekannte geheimschreiber Friedrichs III und Maximilians I.
  2. Salzburg] hs. irrthümlich Straßburg.
  3. geachtet] hs. geachet.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_379.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)