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adel. Gleichwol der[1] haufen nit weiter dann geen Cöln kam. Die ursach aber, das der krieg verblibe, was die. Anno domini 15[05][2] war kaiser Maximilian ihe entschlossen, sampt seinem sone, künig Philipsen von Hispania, mit macht aller

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nider erblanden herzog Carlen von Geldern zu überziehen und des fürstenthumbs gewaltigclichen zu entsetzen. Do konnte herzog Carle wol erachten, das er baiden potentaten nit widersteen oder sich iren erweren mechte, derhalben er sich aines wunderbarlichen lists underfieng; dann, wie er

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durch seine kuntschafter erfure, das des kaisers, auch künig Philipsen höre im anzug waren, darneben sovil berichts, das weder kaiser oder künig in die harr im Niderlandt bleiben künten, nam er drei oder vier seiner vertrawtesten diener zu sich, mit denen rit er den nechsten geen Brüxel, do er

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dann wiste den kaiser, auch den könig zu finden. Nun het eben selbigs tags der kaiser ain banket vor Brüxell in aim lustgarten, uf ain halbe meil vor der statt, zurichten lassen. Begab sich auch, das der künigin, könig Philipsen gemahl, die dann ganz groß schwanger, uf selbigen abendt wee

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wardt und die zeit der gepurt nahen was. Also uf solchen abent kam herzog Carle von Geldern zu dem lustgarten, do standt er ab, gieng hinein, ließ sich dem kaiser anzaigen, mit pitt, ine allergnedigest fürkommen zu lassen und zu verhören. Der kaiser, als er diese pottschaft gehört, hat ers

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anfangs nit glauben wellen, iedoch letztlichs bevolchen, man soll den herzogen haißen hinein kommen. Wie nun das beschehen und der herzog ins gemach kommen, ist er uf seine kniee nidergefallen und den kaiser umb gnad gebetten. Der kaiser, wie er dann ain ganz höflicher und demüetiger

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kaiser gewest, hat in haißen ufsteen, solchs aber der herzog über mehr beschehen bevelch und pitt des kaisers nit thon wellen und gesagt, er welle nit ufsteen, er hab dann ain gnedigen herren und kaiser und daz im verzigen sei. Damit hat er das groß und herlich gemüet des kaisers also troffen,

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das im der kaiser weiters nichs versagen kinden, sonder zu verzeihen zugesagt, auch sein gnedigister kaiser hinfüro zu sein, darneben ine auch gegen seim son, könig Philipsen, wider zu versönen. Hierauf der herzog, so biß daher uf seinen knüeen gelegen, ein hochen sprung gethon, mit ver-


  1. der] bis wol [z. 7] steht auf s. 507 der hs.
  2. 15[05] die minderzahl ergänzt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_383.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)