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for. Dozumal haben herr Gotfridt Wernher und das frölin Appolonia ainandern die ehe verhaißen, doch darbei veranlasset, das sie sollichs beiderseits zwai jhar verschwigen und verhalten wellen. Das ist nun die jhar angestanden,

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das niemands, dann sie zwai, auch marggraf Ernst von Baden und sein gemahl, fraw Els, hievon gewist. Aber nach außgang der zeit hat sich herr Gotfridt Wernher bei seinen herrn und freindten berathen und herr Dieterich Spetten vermögt, der ist geen Nürtingen geritten und alle handlung

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der herzogin mit böstem glimpf anzaigt, mit underthenigem pitt, gnedigclichen hierinen zu handlen. Hierauf die herzogin geantwurt, waverr es irem herrn vatter, graf Herman, gefellig, solle es ir auch lieb sein. Damit ist fröle Appolonia ußer der herzogin gemach in fraw Elsa gemach

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geschafft worden, darauf die herzogin unverzogenlich ein potten ins landt zu Franken geschickt, dabei irem schwager, grave Hörman, alle sachen, sein dochter betreffen, zugeschriben. Es ist nit lang angestanden, grave Hörman hat zwen ansehenlich alt vom adel sampt ainem cammerwagen und

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etlichen pferdten geen Nürtingen geschickt, die haben nach überantwurtung der credenzgeschrift das frölin Appoloniam im namen ires herrn vatterns erfordert, mit anzaig, ir herr vatter beger ir, das sie zu im kom, er welle sie mit klaidern und aller notturft ußrüsten und darnach ehrlichen widerumb

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abfertigen. Aber nach langer handlung und genommen bedacht hat frölin Appolonia vor der herzogin und menigclichem die antwurt gegeben, sie welle uf dizmal nit zu irem herrn vattern. Haben die hennenbergischen gesandten gesagt, so haben wir den hin[516]gang für den hergang,

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haben sich damit wider in ir herbirg verfüegt. Dieser sachen aller ist herr Gotfridt Wernher, so domals bei herzog Ulrichen zu Stutgarten von stund zu stund bericht zukomen; dieweil er aber besorgen müeßen, das villeucht die Franken das frölin mit listen hünderkommen und hinweg füeren

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megten, hat er den herzogen umb hilf und rath angerüeft. Der hat ime ohne verzug herr Dieterichen Speeten mit 200 pferden zugeben. Die sein noch selbigs tags vor abents zu Nürtingen ankommen, haben sich uf alle straßen getailt und scart gehalten. Mitlerweil und sie uf alle thor und

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straßen achtung geben, ist herr Dieterich zu herr Gotfriden Wernhern kommen, sprechendt: »O herr, wir haben zu lang gebaitet, sie ist hinweg.« Damit hat er in dermaßen be-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_404.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)