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wegen zu rede. Das pfäffle bedachte sich lang, was es antworten; letzstlich, als er nit weiter kunt, sprücht er: »Darumb ists beschehen, das dem Hergot die bruch nit emtpfall.« Also wardt die pfaffenmagt schamrot, zog

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darvon und het iren thail. Aber das pfeffle wardt diser leuchtfertigkait halb in kürze darnach vom pfarrer beurlaubt. Zu dem ward es ain rechts landtstreicherle, das niergends bleiben kunte. So im bei dem pfarrer zu Mösskirch die weil lang, so schrib er ain lateinische epistel und fingirt,

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als im von Costanz, Ravenspurg oder anderswa here geschriben worden und man in hette erfordert. So erlaubt im dann der pfarrer ain zeitlang und thett im sovil zu gefallen, das er glaubt, also sein, wie das pfeffle fürgab. So es dann etliche tag also erspaziert und sein naturalem cursum

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gehapt, so kam er dann wider. Das wolt letzstlich dem pfarrer zu beschwerlich sein, darumb ließ ers gar hinstreichen. Bemelt pfeffle war zu Ravenspurg ein pfründner im spitel, darin es sein lebenlang het sein underhaltung gehapt, aber es kunte auch nit stets da sein, sonder muest nur also

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vagieren. Herr Hanns Weingeber hets uf ain zeit bestellt, das es ime die pfarr zu Hewdorf sollte versehen. Also da es prediget am sontag vor sant Michels tag nechst und die hailigen tag in derselbigen wochen sollte verkünden, do gepott es den paurn s. Michels tag zu feiren, nit bei

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christenlicher gehorsame, sonder an drei pfundt pfening, als ob es ain frevel were gewesen. * [1532] Hett er nur seinen bauren auch zu Hewdorf den feirtag zu feuren gepotten, als bei wenig jaren darvor ain pfarrer zu Waltmansweiler thete, hieß herr Matheus

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Krausenbauch, war von Pfullendorf. Der gepote seinen pfarrkindern sant Ottmars tag zu feuren[1] bei köpfabhawen, domit die aichlen wol gerieten. War fürwar ain hochs gepott, der herzog von Österreich hets nit heher gebieten künden. *

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Umb die zeit, als Ingelswis wider angefangen worden

zu pawen, ist ain stazionierer, mit namen herr Martin Vischer, ußer bevelch der münch uf s. Bernharts perg, im landt zu Schwaben umbher geritten, der hat mit dem hailtum, wie domals gepreuchlichen, gesamlet. Der ist nun zum oftermal


  1. Ottmars tag zu feuren] über die feier von S. Ottmars tag vgl. Birlinger, Aus Schwaben I, 38 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_451.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)