Seite:De Zimmerische Chronik 2 475.jpg

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fürbits, so beschehen mögte, was urthel und recht gebe, stracks mit fortzufarn und hieran niemandts zu verschonen. Nit mag ich wissen, ob es durch ain sonders mitel von oben herab oder sonst per indirectum[1] zugieng, es vergieng

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dieselbig nacht herr Gotfriden Wernhern aller willen, mit dem rechten wider den Stüeber fürzufaren, er konnte darfür nit schlaffen, als er auch hernach mehrmals bekennt hat, er hab darnach nichs wider den Stüeber handlen künden. Also ward er des andern tags, ehe und zuvor die endturthel

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ergieng oder geöffnet, begnadiget und des lebens gesichert. Er, Stüeber, erbot sich, ehe und zuvor er wider zu haus und hof wolte einkeren, zwo walfarten zu ainer bueß begangner übelthat zu volbringen, nemlich zum ferren sant Jacob geen Compostellam und dann zu unser Frawen zu

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Loreto. Das hat er hernach getrewlichen gelaistet. Damit hat er das enorme maleficium gebessert und hat noch etliche vil jar darnach gelebt, auch kinder verlassen, die in ehr und guet sitzen. Ich glaub, so sich der casus bei herr Gotfridt Wernhers erben zutragen, und der Stüeber gleich

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das ganz Compostellam und Loreto bei sich gehapt, im würde das wenig fürstendig sein gewesen, sonder, was recht geben, das het er, andern sicariis und malefactorn in causa tam odiosa zu aim abschewen, ersteen und leiden müeßen. Aber herr Gottfridt Wernher ist nach erkauftem schloß

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Falkenstain vil daselbs gewesen, hat das mehrtails, wie es iezundt ist erbawen, zugericht. Es hett uf der capellen ein hochen thurn, der war so hoch, das man über alle welder und helzer biß gar nahendt geen Mengen sehen megte. Der war oben mit holz und rigelwerk uf die alten manier

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weit außgelassen, und wie ich von den alten mehrmals gehört, so war derselbig thurn, wann ain starker luft [533] gieng, dermaßen wacken und sich bewegen, das ain schüssel mit wasser unverschütt uf dem tisch nit bleiben mogte. Denselbigen ließ herr Gottfridt Wernher abbrechen von

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merer sicherhait wegen und sonst hin und wider im haus bawen. Er het ain knecht oder diener alda, genannt Kromer-Hensle, war gar ain guets, einfeltigs mendle. Dasselbig wardt ainsmals in der fassnacht zu Lübertingen von den pauren daselbs im würtshaus geschediget und wundt

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geschlagen, also thett im herr Gottfridt Wernher alle hilf. In


  1. indirectum] hs. indriectum.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_475.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)