Seite:De Zimmerische Chronik 2 485.jpg

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sich nur nichs merken, thet uf ain zeit dergleichen, als ob er ins Turgew zu reiten, in etlichen tagen nit wider kommen künte. Dess waren die fraw und der schreiber wol zu muet. Es konte der kaufman so baldt nit ußer dem haus komen,

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die fraw ließ ir ain badt zurichten, darin saßen der schreiber und sie zusamen. Aber der kaufman, obgenannt, war zu dem [557] ain thor ußgeritten, kam zu aim andern thor widerumb heimlich in die statt. Er het sich uf die sach gerüst und im ein großen hülzin strigel[1] zurichten lassen;

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mit dem und etlichen seinen freunden kam er unversehenlich und ganz verborgenlich in sein haus. Er trang den nechsten der badstuben zu, darin ergriff er baide, sein weib und den Moser, sein schreiber. Das weib entlief im, aber den Moser strigelt er mit dem hilzin strigel, in maßen er

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in im badt vor todt ligen ließ, der auch hernach in kürze des unfalls halb sterben muest, damit er gebüst; dann die obrigkait nam sich der sachen weiter nit an, dieweil der schreiber an der thatt ergriffen. Solch strigeln im badt biß uf den todt ist bei wenig jaren darvor eim pfaffen zu Zürich

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auch begegnet, der ist auch dermaßen von aim burger daselbs im badt beim weib ergriffen worden. Aber wiewol dem Mutscheller, obgenannt, das weib entronnen und zu irn freunden kommen, so warde doch außer zulassen der obrigkait durch beiderseits freundt und ander guet, ehrlich

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leut sovil gehandelt, das der guet, alt Chremes wider begüetiget und sich bereden ließ, auch das weib von der kinder wegen wider annam. Die war hernach als vor ain huer, die plib sie; dann so baldt sich aine in ain solchs ippigs leben begipt, volgt selten ain bösserung, als ich dann

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bei meinen zeiten das erlept und die personnen wol gekennt hab. Und ist sich sonderlichen vor solchem jungem gesündt zu hüeten, damit den weibern zu argem nit ursach gegeben werde, und kan dessfalls, wie auch sonst in andern stucken, ein verstendiger man sein weib wol from, zu dem auch

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unbeschrait behalten.

Ich hab ain großen Hannsen könt, der hett ain jung weib, aber er übersach die schanz mit seim jungen schreiber, der thette sich zum weib. Das trib er etliche jar. So baldt


  1. strigel] vgl. hiezu Germania XVIII, 181, wo Liebrecht auf das lied »Der Schreiber im Garten« (Uhland, Volkslieder nr. 289 und Uhlands Schriften IV, 255) hinweist.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_485.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)