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dern darm von aim rindt uß der metzig genomen, den in ain waidonser, so er antragen, gethon und darauf zu S. Martin gangen und möss gehapt. Under der mess ist sollichs hünderdarms ein hündlin gewar worden; dann als etwas

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darvon für den onser herfürgangen, hat das hündlin so lang geschmackt, das es im letzstlich under die alb und den rock kommen, hat den hünderdarm bei aim zipfel erwüscht und den noch mehr userher gezogen. Und wiewol der pfaff iez mit dem, dann mit dem andern fueß nach dem

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hündlin gestoßen, so het er im doch nit erweren künden, es hat im den darm gar ußerm onser gebracht. In dess mer hundt darzu kommen, die haben den darm zu stücken zerrissen und gefressen, und ist ain groß zulaufen in der kirchen darumb worden. Aber der pfaff hat die mess ganz

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traurig zu ende gepracht und seins schlecks beraupt sein müeßen. In seinen jungen tagen hat er die pfarr zu Wittershausen versehen, und sagt man gewisslich von ime, er hab seim guggengauch zu Wittershausen geholfen zu guggen, sei allernechst zu im uf ain paum gestiffen, und damit haben

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sie baide den guggengauch zu Bochingen überschrieen[1]. Seinen pfarrkindern zu Wittershausen ist uf ain zeit [564] ain kalb von wegen ains entschidts oder spruchs zwischen spennigen nachpaurn verert worden, do haben sich die pauren veraint, das kalb mit ainandern zu verdempfen und frölich

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darob zu sein. Dieweil sie aber kein metzger under inen gehapt, haben sie geratschlagt, wie sie das kalb umbbringen und tödten wellen. Also nach langer umbfrag und vilbeschehnem rathschlagen ist irer pfarrer, herr Hanns Hemler, auch zu inen kommen, der hat inen gerathen, das kalb mit

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aim neper zu tödten. Dem rath haben die pauren gevolgt und dem kalb mit aim neper durch den kopf hindurch geboret. Das sein tenebrosa saecula gewesen. Als bemelter herr Hanns Hemler in etlichen jaren hernach zu Mösskirch in sterbends nöten gelegen, dann er uf ain groß alter kommen,

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hat er seine schwenk immerdar getriben. Als im aber das von aim priester, genant herr Endres Beringer, der bei im gewesen, ine providiert und zugesprochen, undersagt, welcher ine darneben getröst und under andern worten zu im


  1. überschrieen] Liebrecht, Germania XIV, 398 weist zu dieser stelle auf die Schildbürger cap. 38, und Mannhardt, Zeitschrift für deutsche Mythologie III, 268 ff. hin.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_496.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)