Seite:De Zimmerische Chronik 2 508.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Und seitmals von diesem Jacob Maienbron sovil in diesen geschichten gesagt und sein gedacht wurt, will die notturft erfordern, etwas weitleufiger von ime zu sagen, seitmals er der ist, so Scherrers Michel[1] ist genannt worden,

5

von dem in deutschen landen so weit und prait ist gesungen worden. Es sein vor jaren zwen gebrüeder in der under marggrafschaft Baden gesessen gewesen, genannt die Maienbronnen, der ain Jacob, der ander Daniel, die sein beide ires handtwerks barbierer und verrüempte wundarzet

10

gewesen. Sie sein in irer jugendt dem handtwerk lange jar nachzogen, letzstlich aber sein sie geen Pfullendorf ins landt zu Schwaben kommen, da haben sie beide sich nider gelassen und lange jar alda gewonet, auch sich baide alda verheirat. Es ist ain gemaine sag gewesen, der ain brueder,

15

Jacob genannt, hab ain edelman in unser landsart gemacht, desen nam doch verschweigen bleibt, wiewol er sich hernach auch dankbar gegen dem geschlecht erzaigt. Das wellen wir nun iezmals einstellen. Und hat gemelter Jacob Maienbron etliche kinder hünder im zu Pfullendorf verlassen;

20

aber sein brueder, der Daniel, het sich zu ains großen Hannsen dochter alda verheirat, aber sie hielt im nit farb, sonder der pfarrer zu Pfullendorf, ain verbuebter, kunstloser, aber daselbs ain wol verfreundter pfaff, fiel im in die schanz. Der trib sein bubenleben so grob unverschempt, das er

25

vom Daniel, dem eheman, ainsmals ergriffen wardt. Der het in nach eren künden absolvirn, aber der pfaff entran im laider und kam darvon. Derhalben, dieweil der Daniel der enden ain frembder und newlicher weiln erst alda einkommen, handlet er des weibs halben dester sitlicher und

30

gar nit nach der gepür, sonder ließ sich durch gepürliche mitel von der huren schaiden. Er nam nachgends ein schöne neherne zu sich, war von Igelswis gepürtig, ein Würtin, also hetten ire voreltern gehaisen. Bei der überkam er zwai kindt, Jacoben und ain dochter, Walpurgam.

35

Die dochter ist im closter zu Waldt erzogen und alda mit ainem schreiner verheirat worden, auch lange jar gastmeisterin daselbs gewesen; letzstlich ist sie geen Mösskirch kommen, da sie noch lept. Aber ir brueder, der jung Jacob Maienbron, ward [570] nach absterben seins vatterns


  1. Scherers Michel] es ist mir nicht gelungen, in der mir zu gebot stehenden literatur ein lied zu finden, in welchem dieser barbier besungen wird.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_508.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)