Seite:De Zimmerische Chronik 2 515.jpg

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so stehet der münch, der patter, bei der porten und empfaht die fürsten. Marggraf Philips hett ain spitzle gedrunken, sprücht zum patter: »Gott grüeß euch, unser aller schwager!« Der münch erschrack, wolts nit verguet haben, lauft gleich

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zu der abtissin, sagt ir, was im begegnet. Die abtissin war auch ain marggrefin, kam zum alten marggrafen, klagt ime über den sone und erhub die sach gleich hoch. Marggraf Christof, wie es dann ain holseeliger fürst war, lachet darzu, sprücht: »Botz feil! meim son Philipsen darf wol kein platter

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uf der zungen wachsen, so er das hat gesagt.« Es lachten der sach vil leut, und must der münch und die abtissin zufriden sein, dann der alt marggraf thett weislich und wolt nit vil wesens darauß machen, und gedenk, es were im laidt, das die reden so weit erschollen. *

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* [1337] Es war bei meinen zeiten ain gaistlicher pauchvatter, ain patter, zu Leven in ainem frawencloster, derselbig bueb hat alle delicias, so müglich, et, ut paucis dicam, diffluebat. Was soll ich sagen? er verschlueg an veldhüner und vögeln, hernacher aber am gueten rindtflaisch, so kunten

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im die gueten schwestern kaine kleine conins mer geben, der leckers bueb hets vorhin alles ufgefressen und versucht. Sie waren ganz angsthaft, wie sie in doch hungerig letzstlichen erspeisen wellten. Ich wolt dem brueder halb ungewaichte piskoten zu seiner rechten speis haben geordnet.

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Ain solicher wer diser fratter auch gewesen, woverr er sich nit ducken und besorgen müeßen. * * [1349] Die selbigen bauchvätter und weinschleuch zu Leven waren nit so einfeltig, als man sagt von den münchen von Anhausen, zu denen kaiser Maximilian ainsmals

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kommen und [1350] übernacht alda gewest. Do haben sie an kaiser begert, inen bei irem abt zu erwerben, das er inen nit allain die esch und forhenen geb, sonder auch die stockfisch und plateislen. Deren einfalt hat der kaiser wol gelacht und iren begern bei dem abt leuchtlich erhalten. Zu

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unsern zeiten ist man nit mehr so schlecht. Gemelter kaiser ist uf ain zeit geen Alpersprach komen und ain tag oder zwen alda beliben. Damit er nur die fratres auch erfrewe mit etwas, do hat er ain ieden münch daselbs durch ain truchseßen fragen lassen, was er am liebsten essen wellte,

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und was sie also begert und zu bekommen gewesen, das hat er inen zurichten lassen. Ainer ist under den münchen befragt worden, der hat gesprochen, er wellt am liebsten


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 515. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_515.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)