Seite:De Zimmerische Chronik 2 520.jpg

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die ankomen mögte; so er dann die nit bekomen, so sprach er die an, wo müglich, und füert auch oder trug stettigs vil alter, verlegner brief, domit man im gefallens thette, so man im die schankte, bei sich, damit het er vil

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kurzweil. Begab sich uf ain zeit, als graf Ruedolf noch ain junger herr und uf der metzen gespett umbrit, auch nit bekannt sein wolt, das er sich selbander uf den weg begab und niemandts bei sich hette, dann den narren, der konte der ross wol warten, darzu er ain sondern lust hette,

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dergleichen auch uf den herren. Er kam geen Riedlingen an der Tonow, do wolt er nun sonderlichen nit bekannt sein. Wie er nun vor dem morgenessen, als das der würt, der alt Hefelin[1], zubereiten ließ, lang warten must, thette er seine bullen uf, ersahe sich in seiner instruction und

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tagsbriefen, dann er von wegen seins heirats mit der grefin von Sonnenberg, frölin Margrethen, geen Zwiefalten von etlichen der freundtschaft war beschriben und vertaget worden. In dess so kompt der narr ußerm stall in die stuben, der hett die ross versehen; der geet umb den disch, faht an den

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briefen zu zausen, der het er gern etlich erzwackt. Das verdroß graf Ruedolfen, schlug den narren in aim unverdacht uf die finger, darab er dermasen erzürnt wardt, das er offentlich graf Ruedolfen ain wissentlichen böswicht schalte, dann er hette im brief gestollen, das getrawte er im uf sein

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hals zu erweisen. Graf Ruedolf, der gern unbekannt wer gewesen, gerow übel, das er den narren, dessen manier im wol bekannt war, erzürnt, gab im wider guete wort und understande sich ie den narren zu begüetigen. Das wolte aber nit helfen, der narr wolt kurzum die brief haben, schalt

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den grafen mehrmals ein wissentlichen, ehrlosen briefdieb. Der würt, der dise wechselwort höret, konte sich ußer seinen gesten nit wol verrichten, gieng zu seim amman und burgermaister, denen zaigt er an, was er für gest in seinem haus hett. Das thette er mit sollichen zugelegten worten, das

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der amman, der etlich des raths desshalben in der eil zu im hett berüeft, nit anders vermaint, dann er würde seltzam vögl außnemen. Hierauf gieng er mit dem würt in die herbrig, alle sachen selbs zu erkundigen. Hiezwischen het sich der graf mit dem narren wider befridet, der wolt uf

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des ammans von Riedlingen fragstuck kein antwurt mehr


  1. Hefelin] hs. Helfelin; s. oben 323, 15.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_520.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)