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österreichischen commissariis in der gewonlichen großen rathstuben erschine, do standen die edelleut mehrtails hünder dem und umb den offen, wolt auch kainer herfür oder nider sitzen, damit die herren commissarii irer werbung hetten

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machen künden. Sie warden mehrmals darumb angesprochen, aber es wolt keiner herfür. Das wolt nur ein verlengerung und ain unordnung pringen, darab die commissarii, auch die grafen, herren und deren panksverwanten nit an kleine ungedult entpfiengen. Letzstlichen, als sie ie nit herfür

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wolten, so sprücht herr Christof Fuchs (wie er dann ain runder mentsch war) überlaut, das es menigclich hören mocht: »Wolan, lieben junkern, wellt ir nit vom offen herfür geen, so bleiben in Gottes namen darhünder, dann alle, die hünder und bei dem offen steen bleiben, die seien uf

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der ufrürigen pauren parthei.« Er mocht das wort nit gar haben ußgeredt, sie stoben alle hünder dem offen herfür und wolt kainer mehr da sein. Gemanet mich vast an den abt von Weingarten, herrn Gerwigken Plaurern, der pracht mit ainem sollichen scommate zu wegen, das ainsmals die

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stendt uf dem reichstag, zu Speir anno 1541 gehalten, im rath geschwindt nidersaßen. Es wolten die fürsten, auch die reichsstendt domals und die gesandten lang nie nidersitzen und gieng ainer den sal hinauf, do zwen oder drei herab. Das verdroß den übelredenden münch, kunts in

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die lenge nit verschweigen oder inhalten, darumb sprücht er überlaut: »Ir meine gnedige und güetige herren, ir laufen uf und ab, hin und wider, nit anders, als bei mir die pauren pflegen, da sie ain sawhirten under inen erwellen.« Mit diser red, so gleichwol frech und frei genug, bracht er sie

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uf die benk, aber ain schlechten dank erlangt er bei menigclichen, und wo es hernach ime nit nach seinem willen gieng, da frolocket iederman. Das beschaint sich wol uf dem reichstag zu Augspurg anno 15[48][1]. Do wolt bemelter abt einer nacht sich mit ainem julep oder ainer andern süßen

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composition erlaben; es hetten etliche hurnaußen hinein, dem apt unwissendt, genistet, wie dann solche insecta dem süeßen gern nachwandlen. Wie er nun bei der finstere darvon nimpt, so erwüscht er auch darmit ein hurnaußen; dieweil er dann nit sehen kunte, auch sich solches zufals


  1. 15[48] s. Aller deß Heiligen Römischen Reichs gehaltene Reichstäge, Abschiede etc. (1660) s. 416, z. 12 v. unten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 533. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_533.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)