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Es hat sich menigclich irer dorechten rede zu krank wellen lachen.

* [1543] Nachdem ir [der gräfin von Öttingen] dreißigest gehalten, waren die zwen elteren gebrüeder vorhanden, ir

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verlassenschaft zu tailen. Solche tail zu machen, ward der jüngst under den gebrüder, herr Wilhelm Wernher, erbetten. Der sucht und ordnet, fand under ander ledlin ains, das war voller gelts, etlich hundert gulden an reinischem gold; das het die gut fraw bei iren lebzeiten gespart und villeucht

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vermaint oder besorgt, das sie in ain langes leger sollte kommen, das sie gefast were oder dester weniger ire befründten müßt ansprechen. Das gab der from her seinen gebrüder herfür, hets im selbs künden behalten, wer auch baß an ime angelegt gewest, aber er gabs hin. Sie namens

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von ime an, tailten das, nit ein steften von ainem nestel haten sie ime darvon geben; das überig von ledlin und ander das mußt one ufgethon oder besehen (dann der seltzam, ainfür man, her Gottfrid Wernher, wollt nit, das man sovil weil mit neme) getailt werden. Was dem elter bruder,

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herr Johann Wernher, darvon zugehert, das trueg man hinab in den underen hof, das kam hernach in domum Cadmi und Agenoris[1], das ander halb tail blib im schloß. Herr Gottfridt Wernhers [1544] gemahl, die grefin von Hennenberg, wollt erst sollichs alles ordnen, so spricht aber der seltzam,

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eigensinnig man: »Botz rem, frow! was wollen ir erst mit dem narrenwerk umbgehn?« erwüscht deren ledlin ain guten tail zu sich und onbesehen, was darin guts oder beses, do würft er die in offen und befilcht, ime das überig auch zu bringen. Das mußt hernach, und dieweil es noch selbiger

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zeit so früe im jar, das man die stuben nit einfüret, do mußt man ime eilends stro und reis bringen, stacks an und verbrannt den schwaiß aller mit einandern, domit fürt es der laidig deufel alles mit ainandern hin. Die erlich frow, sein gemahl, schwig still und mußt ain solliche ungereimpte,

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beurische importunitet vertrucken und über ohren gen lassen. In denen ledlin aber sein berlin, ring, edel gestain und treffenliche stuck zu verborgnen und ungewonlichen arzneien gewest, die sein dem Vulcano ufgeopfert worden und nie-


  1. in domum Cadmi und Agenoris] d. i. er kam nicht mehr zurück, war verloren; vgl. Schwenck, Mythologie I, 55, und Pauly, Real-Encyclopädie I, 540.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 550. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_550.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)