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derhalben er ain priester bei bischof Haugen von Landenberg uf die pfarr presentirte. So baldt das abt Marxen von Knöringen[1] anlangte, wolt er das nit zugeben, sonder de facto und mit der that conferirte er die pfarr eim

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priester, genannt herr Hanns Schleihe. Derselbig pfarrer, als er vom abt nominirt und presentiert, ward er von dem bischof Haugen uf die pfarr confirmirt und bestettiget. Wiewol nun herr Gotfridt Wernher ab solchem des abts gewaltigen und thetlichen ingriff ein groß misfallen, so ließ

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er doch den pfarrer, herr Hanns Schleihen, warnen, mit dem gnedigen rath, das er nit ufziehen sollte, dann er würde in als den, so durch unrechtmeßigen gewalt in die pfarr intrudirt, nit gedulden; wellte ine auch in trewen warnen, uf kein unwillen zu ziehen. Solchs alles mochte bei dem

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pfaffen nit verfahen; dann wiewol er zimlich gelert, ließ er sich doch zuvil uf den abt, sein collatorem, zoge uf die pfarr und wardt von des abts bevelchshabern ingefiert und installiert. Darneben ließ er sich vil stolzer und hochmüetiger reden vernemen, uf mainung, er fragte der

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weltlichen obrigkait nichs nach, im wer conferirt und rechtmeßigclichen gelihen, die pfarr welte er besitzen und niemands darum ansehen. In solchem unwert und unwillen besas der pfaff die pfarr etwas mehr, dann ain jhar, und trueg herr Gotfridt Wernher nit ain geringe beschwerdt ab des pfaffen

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bösen worten. Dieweil im aber nit gepürn wolte, den pfaffen offenlichen zu straffen oder von der pfarr zu vertreiben, warde desshalben mit herr Schweikharten von Gundelfingen ein heimlicher verstandt gemacht, und uf ain zeit, als der pfaff, [593] ganz aller sorgen frei, mit vollem

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seckel seinen gescheften nachrit, warde er unversehenlich gegen aubents uf dem weg von etlichen unerkannten reutern verkuntschaft und ufgefangen, uf ain ross gebunden, ein kappen angestreift, biß in die nacht in den helzern durch vil abweg gefüert. Letzstlich kamen sie mit ime umb

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miternacht uf die Alb zu aim hochgericht, nit ferr von Habspurg[2] gelegen; sie füerten in mit dem ross under das hochgericht, thetten im ab die kappen, legten im dargegen ain


  1. Knöringen] der letzte abt, unter dem das kloster im jahre 1540 dem bisthum Constanz einverleibt wurde; s. Schönhuth, Chronik des ehemaligen Klosters Reichenau s. 280 ff., Mone, Quellensammlung I, 198 ff.; Oheim, Chronik von Reichenau s. 194.
  2. Habspurg] d. i. Habsberg bei Emerfelden in Sigmaringen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 559. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_559.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)