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seitmals sie dem grafen von Montfort versprochen war. Als aber grave Hainrich ie nit absehen, do ward er doch damit abgewissen, seitmals die hochzeitere noch ain jüngere schwester hett, die vil schener wer (also rüempt mans ime,

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nur das man ine geschwaigen und mit glimpf uf dißmal abweisen könnte), so sollte im dieselbig werden. Und das ist domals der anfang gewest des würtenbergischen heurats mit Bitsch; dann nach dem vertrösten hat er darnach dasselbig frölin nit ußgesetzt, sonder sich mit ime vermehelt.

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Die hat im den herzog Ulrich, der gleichwol in seiner jugent nur graf Ulrich genennt warde, geporn, und wie man sagt, soll sie nit lang darnach gelept haben. Hernach ist im noch ain heurat zugestanden, nemlich ain greffin von Salm, von deren er ain sone, graff Jergen, und dann ain dochter, hat

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hernach herzog Hainrich von Brunschwig genommen. Die gräffin von Salm hat ime zu heuratgut zugepracht die herschaften Harburg und Reichenweir mit seinen zugeherd, in Elseß gelegen. Aber sein wesen war unfürstlich und wilde, derhalben unleidenlichen. Man hat seltzame ding von ime

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gesagt, sonderlichen aber, das er ain knaben hab umgebracht; suma, er hat also gehandlet, das man im die landtschaft zu Hochen-Urach eingesetzt; da ist er die zeit seins lebens erhalten worden, und soll der sone, herzog Ulrich, nachdem ime das fürstenthumb und das regiment übergeben,

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wenig zu ime kommen sein. Die gräfin von Salm, sein gemahel, graf Jerg, der sone und dann das frölin, sein dochter, sein bei ime weniger nit, dann als ob sie auch gefangen gewest, daher spricht man gemainlichen: »Gris schlecht noch gramen«[1], und das der alt so abenteurig nit

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gewest, der sone ist vil grimmer und seltzamer gewest. Solche mängel alle hat das edel land biß anher vil jar laider wol erarnen müßen. * Bei wenig jaren darvor und vast zu anfang, als das landt herzog Ulrich anname, wardt ain große fassnacht zu

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Stutgarten gehalten, dahin vil ehrlicher leut von lehenleuten und nachpurn kamen. Nun hett man in der ritterstuben ain große credenz ufgeschlagen, und dieweil es große ungelegenhait gehapt, ieder nacht das silbergeschier und anders an sein ort iedes zu behalten, do ließ man ain alten


  1. Gris schlecht noch gramen] s. Luther, Werke (Jena) V, 272a; Simrock, Die deutschen Sprichwörter s. 186, hat: Gries kennt den Gramen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 578. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_578.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)