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und wolvertrawten diener alle nacht in der stuben ligen, das silber zu verwaren. Der beschloß die stuben und het sorg. Begab sich ainer nacht, als der silberknecht in der nacht erwacht nach dem ersten schlaff, do sahe er etlich der alten

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grafen von Wirtenberg sampt iren weibern mit großer herrlikait hinein geen. Man trueg inen vil wintliechter vor; under denen allen er vil bei iren lebzeiten het gekennt. Ein tail tanzten, die andern saßen zu disch, detten, als ob sie eßen, drünken und ganz frölich weren, iedoch alles

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still. Der guet alt man sahe dieser abenteur lang zu, und war im nit gehewr darbei, dann er wol verstandt, das es alles ein gespenst was. Letzstlich, wie das wesen am bösten, do warden die personnen alle feurig und fueren mit ainandern zun fenster hinauß. Der alt man ist ab diesem

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gespenst in ain solchen schrecken gefallen, das er sein in ain tedlich leger kommen, iedoch nach langem wider zu gesundhait kommen, die er doch nit lang behalten, sonder des schreckens halb zum alten haufen gefaren. Diese geschicht ist gewisslichen also, wie gehört, beschehen.

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Mittler weil herr Wilhelm Wernher bei herzog Ulrichen, begab sich, das die alt herzogin von Würtemberg, so zu Nürtingen iren widdumbsitz, uf ain jagen geen Waiblingen fure. Sie ließ maister Adamen, des herzogen preceptorem, ansprechen, das er dem jungen herren Wilhelm Wernhern

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mit ir uf das jagen welte erlauben. Das thette er. Wie nun der guet jung herr bei der herzogin im wagen sitzt, neben ainer Scheppechin, war ain alte junkfraw bei der herzogin, entschlief er ohne geferdt, das er für sich und der herzogin in den schoß fiel. Er erschrack übel, standt uf

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und entschuldiget es, so böst er mocht. Es mocht sein die alt herzogin wol lachen und sagt der alten Scheppechin ain guete histori, die herr Wilhalm Wernhers herr vatter uf der hochzeit herzog Jörgen von Bayrn [603] zu Landtshuet begegnet wer und das er gleichfals also an sie hinan wer

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gefallen. Solche historia ist an aim andern ort[1] angezaigt. Als er nun ain wenig erwachsen, ist er geen Tübingen, hernach geen Freiburg ins Preisgew uf die hochen schuelen gethon worden, anno 1504. Alda er etlich jar in studio juris und artium biß uf das jar 1509 gewesen und sich also

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geiebt, das er dessen hoch gelobt worden. Derhalben auch,


  1. ort] s. oben I, 426, 21.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 579. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_579.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)