Seite:De Zimmerische Chronik 2 581.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hett er ain groß betauren mit im, undersagts im, mit vermelden, er söllt sich dessen so hoch nit anfechten, sonder die burst reden lassen, so würden sie selbs ufhören. Aber es möcht nit sein, er kunt im nit folgen, sonder sprach:

5

»Ja, lieber herr Jerg, ir sagen wol darvon, wann ainer kem und one underlaß zu euch sagt: Jergle, Jergle, ritter Jerg, herr Jerg, herr Jerg! ich waiß wol, ir kündents auch nit dulden oder vergut haben.« Es war diser herr Jerg für ain weisen und vil berüempten ritter[1] geachtet, zugleich auch

10

wie herr Herman von Sachsenhaim[2], der das artlich poetisch gedicht von der Merin het gemacht und dessen herr Jerg[3] coetaneus[4] ist gewest. Bemelter herr Jerg kam anno 14. ., als ain jubeljar war, gen Rom, und demnach der tisch alda sein soll, uf dem unser hailand Cristus das osterlam mit

15

seinen jüngern soll gesen haben, so wurt derselbig uf die zeit menigclichen zaicht und zu küssen dargebotten, beschichter summa veneratione. Dozumal hat sich herr Jerg mit aim scharpfen messer darzu gerüst und in dem getreng ain spon ab dem tisch geschnitten, den, gleichwol mit großer

20

geferd seines lebens, darvon gebracht. Den selbigen spon, tanquam rem sacram (wiewol vil daran zweifeln), er hernach in deutschen landen ganz köstlichen einfassen lassen und zu Kilperg behalten lassen. * * [1426] Mitler weil und herr Wilhalm Wernher in

25

studio zu Tübingen, do ist anno 1505 gestorben ain wunderbarlicher man, wollt nur ain doctor sein, hieß Hainrich Ritter und war von Talhain pürtig, bei Andeck, man nampt in nur doctor Stairenwadel, und hielt sich den merer thail bei seinem leben zu Tübingen, da er auch gestorben[5] und

30

im closter zu Bebenhausen begraben worden. Er ist ain seltzamer abenteurer gewest, hat sich des warsagens und vil lecherlicher sachen underwunden; es wer von ime ain besonder tractat zu schreiben. * Nach ußgang sein, herr Wilhalm Wernhers, rectorat

35

begab sich ain seltzamer handel zu Freiburg. Es het ain junger mentsch bei dem abt von Tennenbach etliche jar als ain organist und cemmerling gedienet, also das im der


  1. ritter] s. Des schwaebischen ritters Georg von Ehingen reisen nach der ritterschaft (bibliothek des litterar. vereins I); Schönhuth, Burgen, Klöster . . . Württembergs III, 80—91.
  2. Sachsenhaim] s. oben I, 454, II und anmerkung dazu.
  3. Jerg] hs. Jergen.
  4. coetaneus] hs. oetaneus.
  5. gestorben] über ihn s. Crusius, Schwäbische Chronik II, 164a.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 581. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_581.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)