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abt über alles wol vertrawt. Und wie aber der bös gaist unrüebig, wen er kan zu fall bringen, nit underlast, also facht er den gueten jungen an, dem abt ain gesetz silberner becher zu stellen. Damit macht er sich darvon den

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nechsten Freiburg zu, wiewol er hernach bekannt, er hab nach begangner thatt kein ruhe in seim gewissen gehapt, auch nit wol fliehen künden. Wie nun der abt seins dieners und auch der silberner becher manglt, schickt er uf alle straßen, und ward der arm jung soverr verkuntschaft, das

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er zu Freiburg bedretten und von der obrigkait alda ingelegt wardt. Die becher und was er sonst entwert, wardt noch alles bei ime gefunden, darvon het er nichs verthon oder verendert. Die warden dem abt wider zugestellt, er aber wardt von der obrigkait zu Freiburg, wie

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gepreuchlichen, peinlichen beclagt, und lief das recht so weit, das er verurthailt wardt, unangesehen seiner jugent, das er hievor weder diebstall oder andere böse stuck nie begangen, mit dem strang gericht zu werden, wie dann bei den reichsstetten, auch andern in deutschen landen ein strenges recht,

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auch leuchtlichen umb kleine diebstal oder dergleichen verbrechen gericht wurt. Es rauhe der jung mentsch iederman, das er also jemerlichen umb sein junges leben sollte gebracht werden, derhalben die gaistlichen zu Freiburg, auch andere guetherzigen mentschen, bevorab aber die von

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der hochen schuelen, ein sollichs betauren mit hetten, das sie herr Wilhelmen Wernhern von Zimbern und dann ain jungen grafen von Hanow-Liechtenberg, genannt Reinhart, wardt hernach ain tumherr uf dem hochen stift Straßburg, ufwigleten, die sollten als illustres personae und vermeg irer

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freihaiten dem nachrichter im außfieren den armen jungen vom strick nemmen und erretten. Wiewol nun baider herren preceptores, fürnemlich herr Wilhelm Wernhers preceptor, doctor Jörg Northoffer[1] genannt, solch fürnemen bewilligten, iedoch verfüegten sich zu genannten zwaien jungen

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herren ain großer hauf doctores, magistri, studenten, priester und ander, die alle giengen in den spittl daselbst, alda dann der arm jung sollt fürgefiert werden und daselbst, wie gepreuchlich, sant Johanns segen drinken. Wie nun das beschach, standen die zwen jungen herren under der spittl-


  1. doctor Jörg Northoffer] über ihn giebt nachricht Schreiber, Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg I, 132 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 582. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_582.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)