Seite:De Zimmerische Chronik 2 588.jpg

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tags widerumb ins haus schlupft, will in der pfaff nit mehr im haus wissen, und in somma, wiewol vil darzu geredt wardt, iedoch hat der pfaff dahin nit kinden beredt werden, das er den grafen lenger bei sich hat gedulden oder

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behalten wellen. Also ist er in kürze darnach in Burgundt gethon worden, darin er sich in kriegshandlungen begeben und also hinfüro gethon, das er die witfraw von Newschette[1] und Blowmont mit großer reichtumb bekommen und zu Ellencourt etlich jar gehauset hat. Sein gemahl ist im bald

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gestorben und hat im kein kindt geben. Nach irem todt hat er die güeter nit lang behalten, sonder umb halb gelt die dem Salamanken, so hernach der graf von Ortenburg genennt worden, verkauft. Volgends hat er sich geen Straßburg gethon. Da hat er ain hof kauft und haus gehalten;

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darneben hat er noch das Kinzigertal und die Ortnow ingehapt. Darmit hat er sich beholfen und ain wunderbarlis, seltzams regiment gefüert, darvon ain aigens buech wol wer zu schreiben. Und dieweil er die von Straßburg uf seiner parthei, die im von wegen des newen glaubens günstig, hat

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er sich vil spenn und irrthum mit bischof Wilhelmen von Straß[607]burg in solicher zeit angenommen, dem auch vilmals vil drutz und hochmuets bewisen. Bemelter bischof hat in nun den grafen von Straßburg genennt. Was hendel sie baid mit ainandern gehapt, darvon wer vil zu sagen.

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Uf ain zeit hat in der bischof verkuntschaft; der graf ist mit zwainzig pferden und wolgerüst geritten, gleichwol sich vorm bischof domals nit besorgt, der bischof aber hat ob den fünfzig pferden bei sich gehapt und den grafen mit listen also angriffen, das er sich nit weren, im auch enge

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und ungelegenhait halb des wegs nit entrinen, vil weniger im seine reuter zu hilf haben künden kommen. Es ist graf Engelhart von Leiningen neben bischof Wilhelmen mit ufzogner büchsen gehalten. In somma, der guet graf Wilhalm hat die aller gletesten und bösten wort müeßen geben, die

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haben im domals darvon geholfen. Aber der bischof hat sein in wenig jaren hernach nit vil genossen; dann wie anno 1534 der landtgraf von Hessen mit hilf der protestierenden stende herzog Ulrichen von Würtemberg mit gewalt in sein fürstenthumb wider eingesetzt, ist graf Wilhalm ein obrister

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gewest. Der hat dem stift Straßburg ein merclichen schaden


  1. Newschette] d. i. Bona gräfin von Neufchâtel.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 588. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_588.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)