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stalt gehapt, ob ir die stiefmuetter, die grevin von Sarwerden, gern abgewesen und derhalben mit aim heirat geeilet, auch ain wissens umb des obgenannten Hanen anbringen gehapt, dann er bei vilen grafen von Nassaw in gueter

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kuntschaft, das ist nit gründlichen bewist. Es war sein, des Hanen, anschlag, herr Wilhelm Wernher sollt nur selbander und verborgenlich zu graf Johann Ludwigen reiten, damit er das frölin besehen und kuntschaft machen künt, so welt er sovil mit seinen künsten ußrichten, das bemelt frölin ain

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willen und liebe zu im bekommen [1376] sollt. Damit aber solchs dester füegclicher beschehen, do mecht er sich ainer walfart zu sant Wendeln annemen und am fürreiten graf Johann Ludwigen ansprechen und in vertrawen zu erkennen geben, und damit mecht er leuchtlichen gelegenhait finden,

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mit dem frölin zu reden oder villeucht den grafen, iren herren vatter, selbs darum anzusprechen. Herr Wilhelm Wernher ließ ime die sach gefallen, verainiget sich mit ime einer zeit, do sie uf dem weg und namlich zu Sarwerden zusamen kommen und ainandern finden wellten. Kam ime

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auch nach; und uf dem weg zu Bugkenhaim stieß zu inen ain nassowischer edelman, genannt Dieterich von Waltenhaim, der villeicht umb dissen anschlag auch mecht ein wissens haben. Derselbig fürt herr Wilhelm Wernher mit sich in ein stettlin, genannt Ottweil, im Westerrich gelegen,

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darin dozumal der graf mit seim gemahl und anderm hofgesündt wonte, gleichwol er kurz darvor von herr Wilhelm Wernhern abschidt und ine selbander fort ließ reuten. Wie er nur geen Ottweil kompt, gibt er sich graf Johann Ludwigen vertrawlichen zu erkennen, der ine sampt seiner

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gemahl ganz freuntlichen empfiengen und, als sie die ursach von ime seiner rais, namlich von seiner walfart, vernamen, ine ganz freuntlich und wol hielten, auch alle ehr emputten. Das frölin war auch stettigs do, aber er hett kein gelegenhait, mit ir zu sprachen, und muest also ungeschafft wider

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herauß raisen, und hetten die carmina magica nichs gewürkt, wie der Han fürgeben und gekreet. Zaig ich allain des orts an, das es mit der losen, nichtigen kunst, so es anderst ain kunst ist zu achten, ein lautere eitelkait ist und darauf nichs zu halten. Das frölin ist hernach grave Emichen von

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Leiningen[1] verheirat worden, bei dem sie sön und döchtern


  1. Leiningen] nach Witzleben a.a.O. hat die am 11 Nov. 1517 geborene tochter der zweiten frau des grafen Johann Ludwig den grafen Emich von Leiningen geheirathet. WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Fußnote Baracks wurde auf dieser Seite vervollständigt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 599. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_599.jpg&oldid=- (Version vom 26.8.2021)