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bekommen. Ir stiefmuetter, die grefin von Sarwerden, hat graf Johann Ludwigen die ganz grafschaft Sarwerden zugepracht. Sie het ain jungen vettern, iren agnaten, der war der letst seins geschlechts, hieß graf Johann Jacob, den

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überlebt und erbt sie in allem guet. Derselbig ward bei vierzehen jaren alt, do er starb; war ain sollicher dürftiger mentsch, das er ain stum war und nit bei sinnen; verhoffenlich, der allmechtig hab ine in seinem reich höcher begapt. * Ich kann des orts nit unterlassen zu vermelden ain

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lecherlichen schwank, so sich der zeit zu Waldt im closter begeben. Herr Wilhelm Wernher[1] kam im jar 1517 geen Mösskirch zu seinem brueder, herr Gotfridt Wernher. Als er nun etliche tag alda gewesen, fuer er mit seins brueders gemahl, der grefin von Hennenberg, von kurzweil wegen

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geen Waldt ins closter. Wie sie nun alda ankamen, gieng inen der patter oder beichtvatter, so allwegen von Salmenschweil dahin erfordert wurt, entgegen, sie zu empfahen und wilkommen[2] haisen zu sein. Er hett ain newe kutten angelegt, ein groß corallenpatternoster in der handt und

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war seins erachtens nur gar wol außgebutzet. Wie sie nun zusamen kamen, der prior oder patter bot herr Wilhalmen Wernhern die handt dar. Herr Wilhalm Wernher hat sein handt auch außgestreckt, im die zu bieten, aber von wegen das er seins brueders gemahl, die von Hennenberg, underm

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arm füerte, wolte er derselbigen die ehr lassen. Derhalben zuckt er die handt wider, die grefin bott die handt dar. Do war der münch ab der abenteur erschrocken und zuckt die handt auch wider. In dess wolt herr Wilhalm Wernher dem münch die handt überraichen; so zuckt im der münch

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die handt und bot[3] die der grefin. In somma, es war ain sollichs unversehens und geschwinds handtabwechslen, hin- und widerbieten, als ob das ain sonders fassnachtspill oder kurzweil het sein sollen, dardurch herr Wilhalm Wernher, dem dann der münch sonderlichen wol bekannt, zu aim

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sollichen langwirigen und hellen gelechter verursacht wardt, gleichergestalt die grefin sampt allen assistenten, das der münch hievon wie ain schalksnar verderbt wardt, sich schampt, darvon dausset; ließ die andern alle genug lachen und bott


  1. Wernher] hs. Wernhern.
  2. wilkommen] hs. wolkommen.
  3. bot] hs. bat.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 600. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_600.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)