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verhieß herr Wilhalm Wernhern und ir, waverr inen der allmechtig kinder verlihe, wellte sie zwo seiner döchtern uf dem freien gestift annemen und die mit prebenden, wie die dann von ainer alten herzogin[1] von Schwaben vor vil

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hundert jaren gestift und loblichen herkommen, versehen. Aber Gott schickt die sach weit uf ain andern weg; dann als herr Wilhalm Wernher die hochzeit het in dem schloß Zimbern, ungefärlichen umb fassnacht anno 1521, ist sie gleich nach ostern hernach groß schwanger zu irem brueder

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uf weilunt ires herrn vatters selligen dreißigisten geen Engen geritten. Alda ist sie das fieber ankommen, haben sie die brüeder uf Hewen fieren wellen, den luft zu verendern. Wie sie aber an den luft kommen und ufgesessen, ist ir onmechtig worden und vom ross gefallen, in welchem fahl sie

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also verletzet, das sie gleich sich nidergelegt und in wenig zeit ir sachen ie erger worden, also das sie selbs, auch menigclichen wol abnemen megen, die zeit ires absterbens vorhanden. Derhalben sie eilends zu irem herren und gemahl geschickt, mit beger, waverr er sie in diesem zeit ain

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mal noch lebendig sehen, solle er unverzogenlich kommen. Als herr Wilhalm Wernher diese potschaft vernomen, ist er mit großem herzlaidt und traurigen gemüeth den nechsten nach Engen geritten. Ehe und zuvor aber er alda ankomen, ist die guet grefin, wiewol ganz christenlich und mit großem

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andacht mit allen sacramenten vorhin versehen worden, selligclichen verschiden; ist beschehen in obermeltem 1521 jar umb Corporis Christi. Von dannen herr Wilhelm Wernher die leich geen Mösskirch belaitet und in die alt zimbrisch begrebnus zu S. Martin die begraben lassen.

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Derselben Gott der allmechtig gnedig und barmherzig seie! Als sich herr Wilhalm Wernher aber, wie oblaut, mit der greffin von Lupfen verheirat, der dann zum gaistlichen standt war verordnet worden, do war ain prior im Predigercloster zu Rotweil, ein höfflicher, schimpfiger alter man,

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hieß Hanns [613][2] Gulden, der het herr Wilhalm Wernher hievor nur ain observänzerle genannt. Zu dem hett er vernomen, das herr Wilhalm Wernher das Predigercloster zu Rotweil gelopt, het iedoch gesagt, es were ain feins closter,


  1. herzogin] d. i. Adelinde, s. oben I, 326, 5 und anmerk.
  2. 613] auf s. 611 und 612 stehen die wappen von Zimmern und Lupfen und die abbildung eines gefässes mit zierblumen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 602. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_602.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)